Als ich vor einem Jahr angefangen habe beim Goethe-Institut in Erbil zu arbeiten, wusste ich nicht was PASCH genau ist. Mir war auch nicht klar, was auf mich zukommen wird. P…A…SCH, eine Initiative aus Deutschland. PASCH ist für Schüler, die gerne Deutsch lernen. Wie kommen sie aber überhaupt zu Deutsch? Vor zehn Jahren rief ein gewisser Herr Steinmeier in Jakkarta die PASCH-Initiative ins Leben. Zeitnah unterschrieb die Ainkawa Schule in Erbil den Vertrag. Für viele Schüler öffnete sich somit eine Tür für eine neue Sprache.

Meine erste Begegnung mit den Schülern war in der Fakhir Mergasuri Schule. Zunächst wurden wir von den Deutschlehrerinnen durch die Schule geführt. Anschließend haben sie uns ihre Klassenräume gezeigt. Wände mit vielen Plakaten, Landkarten und lauter deutschen Begriffen ließen uns kurz vergessen, wo wir doch eigentlich sind. Wir wurden dann natürlich herzlichst von den jungen Lernenden begrüßt. Sie waren genauso neugierig uns kennen zu lernen. Nach einiger Zeit hatte ich alle wichtigen Personen kennengelernt, die Teil von PASCH waren. Nur wusste ich nicht genau, was ich zu tun hatte. Das aber, habe ich mit der Zeit erfahren.
Im Februar 2017 organisierten wir die FIT-Prüfungen. Aus vier Schulen nahmen jeweils 20 Schüler teil. Sie waren sichtlich aufgeregt, als sie mit den Bussen in Begleitung ihrer Lehrer ankamen. Was hilft am besten gegen Aufregung und Prüfungsangst, natürlich was Süßes. Wir haben dann reichlich Säfte ausgeschenkt und Kekse verteilt. Danach wussten die Schüler, dass sie keine Angst vor uns haben müssen. Nach Abschluss des schriftlichen Teils haben wir zur Auflockerung im Hinterhof unseres Instituts ein kleines Zahlenspiel gespielt, natürlich auf Deutsch. Wie viel wir dabei gelacht haben, zeigen die Erinnerungsfotos. Die größte Freude war natürlich dann die Zeugnisvergabe einige Wochen nach der Prüfung. Nun wussten sie alle, dass ihre Aufregung umsonst war und alle erfolgreich waren. Jeweils zwei Schülern konnten wir die freudige Botschaft mitteilen, dass sie an den Jugendkursen in Frankfurt teilnehmen werden.

Die Anmeldung für die Jugendkurse, die Visumsanträge und die Organisation der Flüge waren sehr zeitaufwendig. Doch bei der letzten Begegnung mit den jungen Reisenden und ihren Eltern am Flughafen, hatte sich all die Mühe gelohnt. Es war schön, ihnen so eine Reise zu ermöglichen. Auch heute noch erzählen sie uns, was für eine besondere Zeit sie zusammen in Frankfurt verbracht haben.
Während die einen in Deutschland waren, trafen sich rund 60 Schüler der PASCH-Schulen zum gemeinsamen Sommercamp in der wunderschönen Stadt Shaqlawa. Für die jungen Teilnehmer aus Kurdistan war es das erste Mal, alleine zu verreisen und an einem Camping teilzunehmen. Doch was Campen genau bedeutet, konnten sie nicht erahnen. Vier Tage ohne Internet, ohne regelmäßigen Strom sowie Wasser. Und am Ende sollte es dennoch eine ganz besondere Zeit für Alle werden. Obwohl am Tag der Ankunft niemand so recht wissen konnte, wie die nächsten Tage aussehen werden, wurde die Zeit zu einer unvergesslichen Erfahrung für uns Alle. Es ergaben sich viele neue Freundschaften. Zwischen den Städten kam es zu einem kulturellen Austausch. Und es gab jede Menge der Musik und ein unvergessliches sommernächtlichen Tanzen. Doch eine Erkenntnis war am wertvollsten. Wir wussten nun, dass man gemeinsam ein schönes Erlebnis tragen kann. Nun freuen wir uns schon auf das diesjährige Sommercamp.
Die Zeit verging und gemeinsame Projektideen wurden immer mehr. „Schule verschönen“ – war eine gemeinsame Aktion der Schüler und einer Künstlergruppe. Besucht man nun die PASCH-Schulen im Irak, findet man lauter wilde Tiere, den berühmten Goethe neben dem einzigartigen Dichter Xani und lauter Akrobaten, die sich von einer Wand auf die andere Wand seilen. Und diese zauberhafte Welt haben unsere jungen Deutschlernenden geschaffen.
Obwohl ich am Anfang meiner Arbeit PASCH nicht fassen konnte, weiß ich nun ganz genau, was PASCH ist. Nämlich die vielen lachenden Gesichter, die farbenfrohen Bilder und die heißen Tage in Shaqlawa. Alles das möchte ich gerne weiterhin begleiten.
Revan Hasan Ahmed aus Erbil