Jugendcamp Südamerika 2015 - Auf Humboldts Spuren
Reisetagebuch

1. Tag: Mittwoch, 21.10.15 Manaus
Nach und nach füllte sich das Hotel Comfort in Manaus mit den jugendlichen Teilnehmenden aus allen PASCH-Schulen Südamerikas. Das internationale Team, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Goethe-Instituts, den Workshop-Referenten und der Reiseagentur Ambiental, empfing alle sehr herzlich. Frühstück und Mittagessen nahmen alle bereits Anwesenden im Hotel ein, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, ihnen beim Check-in zu helfen und mit dem ersten Kennenlernen zu beginnen. Der Pool war bei den heißen Temperaturen der beliebteste Erfrischungs- und Kennenlernort.








Am Nachmittag wurde das erste Südamerika-PASCH-Jugendcamp offiziell mit vielen Interaktionen und Spielen für die 55 Schülerinnen und Schüler eröffnet. Wer kommt aus welchem Land? Wer ist in welcher Workshopgruppe? Was ist auf den Schiffen wichtig und wie packe ich meinen Rucksack für jeden Tag? Mit viel Feingefühl und Spielfreude wurden nicht nur diese Fragen beantwortet, sondern auch die Neugierde auf gemeinsames Entdecken, Kennenlernen und natürlich Deutschlernen geweckt. Dies konnten die Jugendlichen in ihren Workshop-Gruppen gleich im Anschluss in die Tat umsetzen. Danach wurde der erste Tag mit einem gemeinsamen Abendessen im Hotel abgeschlossen.






2. Tag: Donnerstag, 22.10.15 Manaus - Rio Negro - Museu do Seringal Vila Paraíso - Strand
Nach dem Frühstück und einem freudigen Geburtstagslied mit Kuchen für Steffi brachen wir als 93-köpfiges Team früh morgens mit zwei großen Reisebussen Richtung Hafen auf. Voller Erwartungen, was wir die nächsten Tage erleben würden, gingen wir an Deck. Dort empfing uns die Crew mit einem bunten und exotischen Obstbuffet und die Reiseagentur Ambiental wies uns in die Schiffs- und Sicherheitsregeln ein. Noch bevor wir alle unsere drei Schiffe besichtigt hatten, legten wir auch schon ab. Auf ging es Richtung Archipel Anavilhanas. Und schon begann der erste Block der Workshops auf den Decks der Schiffe. Bald rief Guto von Ambiental zum Landgang auf. Wegen der Trockenzeit war der Wasserspiegel des Rio Negro stark gesunken, sodass wir unser Ziel, das Kautschuk-Musem „Museu do Seringal Vila Paraíso“ nur per Speed-Boot und einem langen Gang durch das ausgetrocknete Flussbett erreichten.







Der Tag war sehr heiß, die Sonne glühend, sodass wir immer wieder den Schatten unter Bäumen aufsuchen mussten. Im Museum erfuhren wir nicht nur über die besondere Rolle des Kautschuk in der Geschichte des Amazonas, sondern auch wie natürlicher Gummi produziert und welche Prozesse mit der Herstellung verbunden sind. Zurück auf den Schiffen aßen wir zu Mittag und legten nachmittags für den zweiten Workshop-Block an einem weitläufigen Strand an. Kurz vor Einbruch der Dämmerung kam der wohlverdiente Sprung in den Rio Negro, in dem wir nun täglich baden und schwimmen würden. In der Dämmerung beobachteten wir Fledermäuse, die an unseren Bananenstauden knabberten. Das erste Mal befestigten wir unsere Hängematten im Dach der Schiffe. Die Motoren der Generatoren verstummten. Endlich, scheinbare Stille. Ein paar Minuten später wurden die vielen Geräusche des Amazonas deutlich. Direkt neben unserem Schiff erkannten wir ein Krokodil im seichten Flussbett. Viele lagen in dieser ersten Nacht noch lange in ihren Hängematten wach.








3. Tag: Freitag, 23.10.15 Rio Negro – Strand “Praia Grande” - im Nationalpark Anavilhanas
Um 6:00 Uhr begann unser Tag kurz nach Sonnenaufgang und dem Anlaufen der Motoren. Die Schiffe setzten sich in Bewegung. Die Hängematten zusammenrollen, das Deck fürs Frühstück vorbereiten, den Rucksack für den Tag packen - wurden bald routinierte Abläufe. Es standen drei Workshop-Blocks auf dem Programm. Der erste fand an Deck der Schiffe während der Fahrt zu Praia Grande statt, der zweite am Strand, an dem spannende Entdeckungen auf uns warteten: frische Schildkrötenspuren, ein verlassener Friedhof mit blauen Holzkreuzen, viele Pflanzen und Tiere sowie ein Süßwassersee im Landesinneren. Trotz der anstrengenden Hitze waren wir beeindruckt von der Landschaft und den Geschichten, die hier verborgen liegen.





Mittags fuhren wir mitten auf den Fluss, um uns im Fluss abzukühlen. Abkühlung? Die fast 30 Grad des Rio Negro überraschten uns beim Sprung von den Schiffen sehr. Im dritten Block konnten alle Workshop-Gruppen den vielen aufgeworfenen Fragen auf die Schliche kommen. Der See und der Regenwald wurden zum Entdeckungsschwerpunkt der „Youtuber“, im Workshop „Deutsch_Erleben. Entdecken. Erforschen.“ sammelten die Jugendlichen Gegenstände und stellten Bezugspunkte zu ihrer Identität her – alles und mit Unterstützung der Referentinnen und Referenten auf Deutsch. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sprangen wir alle wieder in den nun kühleren Rio Negro, um uns zu waschen. Es wurde schnell dunkel. Das Abendessen war schon gedeckt und schmeckte einzigartig. Es folgte ein Abend mit Musik, Tanz und Sprachaustausch. Wir befestigten unsere Hängematten zum zweiten Mal am Dach des Schiffes und legten uns – fast alle - erschöpft hinein.






4. Tag: Samstag, 24.10.15 Rio Negro - Dorfgemeinschaft Bela Vista do Jaraqui - Regenwaldübernachtung
Bei der ersten Dämmerung wurden wir von einem kurzen aber heftigen Regen geweckt. Doch schon nach dem Frühstück brannte schon wieder die Sonne und wir wanderten los zur Dorfgemeinschaft Bela Vista do Jaraqui. Dort empfing uns Herr Manoel an seinem Haus und führte uns auf schmalen Pfaden durch den Regenwald. Er erklärte uns Flora und Fauna, zeigte uns Heilpflanzen und erzählte eindrucksvolle Geschichten aus seinem Leben und über die derzeitige Situation im Amazonas, bedroht von Abholzungen und Waldbränden. An diesen Ausflug schloss sich in der Gemeinde Jaraqui die Arbeit in den Workshop-Gruppen an. Voller neuer Eindrücke kamen wir zu den Schiffen zurück und nahmen ein erfrischendes Bad im Fluss, der heute viel kühler war als am Tag zuvor.



Dann wurden Hängematten, Zahnbürste und Ausrüstung für die Übernachtung im Regenwald zusammengepackt. Nach einer kurzen Wanderung erreichten wir unseren Schlafplatz: eine Lichtung im Regenwald. Das Team von Ambiental grillte leckere Fische, Fleisch, Bananen, Kartoffeln und Mandiok auf dem offenen Feuer, die wir mit den Fingern von Bananenblättern aßen. Tanz, Musik und viele Erzählungen rundeten den Abend ab. Unter Palmblattdächern waren unsere Hängematten und Moskitonetze aufgespannt. Hast du schon mal im Regenwald übernachtet? Wir legten uns in unsere Hängematten wie in Kokons und lauschten den unglaublich lauten und fremden Geräuschen des Waldes. Für die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler war dieses die meist ersehnte und spannendste Nacht der Reise.






5. Tag: Sonntag, 25.10.15 Rio Negro - Regenwald - Strand
Am nächsten Morgen wurden wir wieder von einem Platschregen geweckt. Zum Glück hielt er nicht lange an, sodass wir uns trocken und dankbar von Senhor Manoel verabschieden konnten. Glücklich erreichten wir unsere Schiffe und genossen ein reichhaltiges Frühstück. Heute bereiteten wir uns in den Workshop-Gruppen auf die Abschlusspräsentation in Manaus vor, badeten vom Strand aus im Rio Negro und feierten den letzten Abend der Schiffsreise mit einem „Luau“: Die Schiffscrew bereitete am Strand ein großartiges Buffet vor, wir machten Spiele und aßen im Schein von kleinen Lichtgirlanden und dem vollen Mond.







Wegen der Ankündigung eines Gewitters – in der Ferne sahen wir das Wetterleuchten – wurde das Fest verfrüht abgebrochen. Wir eilten zurück an Bord. Wir bereiteten uns für das Unwetter vor und legten schnell ab. Weil alles so schnell und ohne größere Schwierigkeiten ablief, wurde uns auch klar, in welch kurzer Zeit wir auf dieser Reise als Team zusammengewachsen waren. So ging die Flussabschiedsparty auf den Schiffen weiter. Das Gewitter erreichte uns nicht. Mit Wetterleuchten und immer sichtbarer werdenden Lichtern von Manaus endete ein weiterer erlebnisreicher Tag.
6. Tag: Montag 26.10.15 Rio Negro - Zusammenfluss von Rio Negro und Rio Solimões - Manaus
Das letzte Frühstück auf dem Schiff, der letzte Workshop-Block. Wir genossen den Wind in den Haaren, durchquerten die große fast 4 Kilometer lange Brücke „Ponte Rio Negro“ und erreichten „Encontro das Águas“, das Zusammentreffen des fast schwarzen und des bräunlich-gelblichen Wassers des Rio Negro und des Rio Solimões. Wir lauschten Israel von Ambiental: „Die Flüsse fließen elf Kilometer im selben Flussbett nebeneinander her, bevor sich ihre Wasser vermischen und der Fluss wieder eine einheitliche Farbe aufweist. Sogar auf Satellitenbildern ist es sichtbar.“ Nicht nur beeindruckt von diesem Naturphänomen, sondern von unserer gesamten Reise mit all ihren beeindruckenden Erfahrungen und Erlebnissen aßen wir das letzte Mittagessen auf dem Schiff, packten unsere Sachen, verabschiedeten uns von der Schiffscrew und legten am Hafen in Manaus an. Unsere zwei Reisebusse brachten uns zum Hotel Go Inn. Nach dem Erleben dieser so grandiosen Natur waren viele etwas überwältigt, wieder in einer Großstadt zu sein.





Aber auch die Abschiedsstunden nahten. Mit dem Team von Ambiental machten wir eine Stadtbesichtigung. Wir besuchten das weltbekannte Opernhaus, machten einen Rundgang in der Stadtmitte, aßen Eis aus exotischen Früchten und kauften ein paar Reiseerinnerungen ein. Am Abend fanden die Abschlusspräsentationen der vier Workshops in einem Restaurant statt. Nicht nur die vielfältigen und eindrucksvollen Ergebnisse der Workshops, sondern auch die euphorische Begeisterung aller Beteiligten, aber auch die vielen Tränen beim ersten Abschied erzählten von einer unvergesslichen Reise, auf der nicht nur die Jugendlichen aus Südamerika zusammengewachsen sind, sondern das gesamte internationale Team.




7. Tag: Dienstag, 27.10.15 Manaus
Nach dem Frühstück im Hotel besuchten wir mit den noch anwesenden Jugendlichen, den Referentinnen und Referenten mit dem Team von Ambiental den Markt Mercado Municipal Adolpho Lisboa von Manaus.




Am Mittag stand dann der letzte Abschied an. Weitere Tränen und lange Umarmungen schlossen das Südamerika-PASCH-Jugendcamp ab und besiegelten die neuen Freundschaften. Die letzte Gruppe der PASCH-Schülerinnen und -Schüler wurde zum Flughafen gebracht. Auch sie flogen mit einem Koffer voll neuen, bereichernden Erfahrungen und hoffentlich bleibenden Freundschaften zurück in ihre Heimatländer.
Goethe-Institut São Paulo/PASCH – Hanna-Laura Veit, Lucia Alt, Julia Ritter