Am 25. September 2015 hatten wir im Media Center auf dem Gelände der EXPO die Chance, Piero Galli zu interviewen: Herr Galli ist „Manager and General Director of Sales, Marketing and Management of the EXPO“ und damit der zweitwichtigste Mann der EXPO Mailand.
Die EXPO ist keine Dauerveranstaltung, sondern temporär. Sie hat im Mai begonnen und endet im Oktober. Dementsprechend haben die Räume der Mitarbeiter etwas Provisorisches an sich. Als wir das Büro von Herrn Galli betraten, fiel uns sofort auf, wie leer es war. Kein Familienfoto oder etwas ähnliches. Nur ein paar Stühle und ein Laptop. Nicht einmal ein EXPO-Logo, um die nackten Wände etwas fröhlicher zu machen. Alles war funktional und minimalistisch. Herr Gallis typischer Arbeitstag ist streng durchorganisiert. Er hat wenig Zeit. Für uns hat er sich eine halbe Stunde Zeit genommen.
Redaktion KOOLI: Sehr geehrter Herr Galli, warum sollten junge Menschen die EXPO besuchen?
GALLI: Wir hoffen, wir können jedermann anziehen: Kinder, Jugendliche, Familien und die Älteren. Wir haben die Aspekte „Education“ und „Entertainment“ vereint, mit anderen Worten „Edutainment“. Auf diese Weise lernen die Menschen neue Innovationen kennen. Es freut uns zu sehen, dass sowohl Kinder als auch Jugendliche immer neugierig sind und überwältigt werden von der Ausstellung.
Redaktion KOOLI: Wie viele Personen haben die EXPO besucht?
GALLI: Im August haben 12,2 Millionen Menschen die EXPO besucht. Wir hoffen, dass am Ende 20 Millionen Menschen die EXPO besuchen werden. Die EXPO hat auch Projekte mit Schulen. Deshalb waren schon 1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler auf der EXPO.
Redaktion KOOLI: Die Tickets sind zu teuer* für einige Familien. Können sie die EXPO also nicht besuchen? [Erklärung: Ein EXPO-Ticket kostet im Vorverkauf 27 Euro und regulär 34 Euro.]
GALLI: Wie viel ist einige? Habt ihr die genauen Zahlen? Denn wenn nicht, habt ihr auch kein Recht diese Frage zu stellen. Wisst ihr, was ein Disneylandticket kostet? 88 Euro! Unsere Tickets kosten nur ein Drittel der Disneylandtickets. Außerdem ist unser Gelände doppelt so groß.
Redaktion KOOLI: Aber Disneyland ist rein zur Vergnügung da. Sollte „Education“ nicht für jeden zugänglich sein?
GALLI: Jeder fühlt sich hier auch entspannt und alle haben viel Spaß. Die EXPO kostet 3,5 Milliarden. Also müssen wir einen Kompromiss finden. Und einer von vier Italienern besucht die EXPO. Das heißt doch, dass es zugänglich ist, oder?
Redaktion KOOLI: Macht die EXPO Gewinn?
GALLI: Nein. Jedes Land und die italienische Regierung geben Geld, um die EXPO zu bauen. Danach fließen alle Einnahmen in die Abbezahlung der Schulden.
Redaktion KOOLI: Wird die italienische Wirtschaft davon profitieren?
GALLI: Ja, jedes Land, das die EXPO organisiert, profitiert davon. Es hat einen positiven Einfluss auf Arbeitsplätze und das soziale Umfeld.
Redaktion KOOLI: Einige arme Länder haben kein Geld, um einen Pavillon zu bauen. Gibt es eine Art ihnen zu helfen?
GALLI: Wir haben ihnen Themenpavillons* zur Verfügung gestellt. [Erklärung: In einem Themenpavillon sind mehrere Länder, die keinen eigenen Pavillon haben, unter einem bestimmten Thema gruppiert, z.B. zu „Reis“ oder zu „Kakao“.]
Redaktion KOOLI: Es gibt einen Coca Cola- und einen McDonalds-Stand. Sendet das nicht die falschen Signale?
GALLI: Die EXPO ist für jedes Unternehmen zugänglich. Wenn Coca Cola oder McDonalds überzeugt sind, dass sie eine gute Art der Ernährung bieten, dann dürfen sie das sagen. Man lernt auch viel, zum Beispiel, dass Coca Cola eines der nachhaltigsten Unternehmen ist. „Junk Food“ hat einige Probleme, aber das große Problem ist, wie die Menschen sich ernähren, die das Essen kaufen. Es gibt größere Probleme zu lösen: ein Drittel des Essens wird verschwendet und 860 Millionen sind am Verhungern.
Redaktion KOOLI: Wir denken nicht, dass McDonalds eine gute Art ist die Probleme der Welternährung zu lösen!
GALLI: Das ist, weil ihr nicht informiert seid.
Redaktion KOOLI: Wir wissen, dass es einige Korruptionsprobleme auf der EXPO gab. Was ist genau passiert?
GALLI: Da müssen Sie die Rechtsanwälte fragen. Die Verhandlung ist noch nicht abgeschlossen. Aber es ist normal, dass es bei großen Veranstaltungen wie dieser Korruption gibt. Man denkt immer sofort an Korruption, wenn man an Italien denkt. Dabei gibt es in den USA viel mehr Korruption und dort handelt es sich um viel größere Summen.
Redaktion KOOLI: Herr Galli, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Ein Beitrag von:
Morgaine Müller aus Belgien und Ana Maria Begonha aus Portugal
Diskussionsfrage: Was denkt ihr? Sollten Konzerne wie McDonalds und Coca Cola einen eigenen Stand auf der EXPO haben? Und sollten private Unternehmen überhaupt einen eigenen Pavillon auf der Weltausstellung belegen? Ist die EXPO wirklich zugänglich für alle sozialen Klassen?