Am Mittwoch, den 14. Oktober 2015, um 14 Uhr, haben wir uns während unseres Redaktionsworkshops in Berlin im Café des Sharehouse Refugio mit Sven, dem Projektleiter und Abdulah, einem Migranten zu einem Interview getroffen. Sven Lager, 50, ist Schwede und Schriftsteller. Abdulah Altabbal ist ein junger Mann, der aus Syrien kommt und in Ägypten gelebt hat. Er lebt jetzt seit 15 Monaten in Berlin und obwohl er in letzter Zeit viele Schwierigkeiten erfahren hat, ist er sehr positiv. Wir haben ganz viele Frage gestellt und haben viele, neue, interessante Informationen bekommen, die wir mit euch teilen möchten.
Können Sie bitte ein bisschen vom Sharehaus Refugio erzählen? Wann und wie wurde es gegründet?
Sven: Also, das Sharehaus Refugio gibt es seit Juli 2015. Vorher gab es schon ein kleines Sharehaus und da wurde die Idee entwickelt mit Geflüchteten zusammen zu wohnen. Zum Beispiel habe ich in Afrika mit meiner Familie gewohnt. Dort ist es gewöhnlich, dass arme Leute viel miteinander teilen. Wie ist es in deiner Heimat?
Abdulah: Alle Nachbarn kennen sich und man ist da, wenn einer Nachbar krank oder arm ist.
Sven: Das finde ich besser als in Deutschland. In der arabischen Kultur ist das Helfen sehr stark. Hier, im Sharehaus glauben wir, dass Gott jedem Menschen einen Wert gibt. Es ist egal, wo dieser Mensch herkommt und welche Religion oder Kultur dieser Mensch hat. Jeder Mensch ist wichtig. Es ist sehr wichtig, andere Leute wert zu schätzen. Die Idee des Sharehauses ist, dass alle Menschen gleich sind.
Wie viele Geflüchtete wohnen im Moment im Sharehaus?
Sven: Ungefähr 20 Leute und alle Zimmer sind voll.
Aus welchen Ländern kommen die Geflüchteten?
Abdulah: Es gibt viele aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Palästina, Kroatien, Bosnien.
Was hast du während der Flucht erlebt, Abdulah?
Abdulah: Darüber kann ich drei Stunden lang sprechen und es wäre noch schwer zu erzählen. Von Ägypten nach Deutschland bin ich in 15 Tagen gereist. Von Ägypten nach Italien war es sehr schwer. Normalerweise braucht man fünf Tage, aber ich habe zehn Tage auf dem Boot verbracht. Dort waren viele Kinder, die ständig geweint haben. Es war sehr anstrengend. Der Schleuser war nicht ehrlich mit uns. Er hat gesagt, dass wir in zwei Tagen in Italien sein werden, aber leider ist es nicht so passiert. Von Italien nach Deutschland bin ich mit dem Zug gefahren und das war viel einfacher. Ich habe gehört, dass es auch sehr schwer ist von der Türkei nach Griechenland zu kommen und dann nach Deutschland zu Fuß zu gehen.
Kommen die Meisten allein oder mit der Familie?
Abdulah: Ich bin allein gekommen aber es gibt sehr viele Familien. Zum Beispiel gibt es viele Männer, die ihre Frauen in Ägypten lassen und dann allein nach Deutschland fahren um sie dann später nach zu holen.
Haben die Geflüchteten ein gutes Verhältnis zueinander oder gibt es manchmal Probleme?
Abdulah: Nein, es gibt keine großen Probleme, alles funktioniert gut.
Wie kommunizieren die Leute aus Deutschland mit den Geflüchteten? Benutzt ihr englisch oder können sie auch deutsch?
Abdulah: Mit den meisten rede ich deutsch. Mit den Leuten aus Syrien spreche ich natürlich arabisch. Mit Somaliern benutze ich englisch, deutsch und arabisch.
Wie verbringen die Geflüchteten ihren Tag?
Abdulah: Heute habe ich eine Prüfung gemacht. In letzter Zeit habe ich eine Sprachschule besucht und von morgens bis 15 Uhr war ich in der Schule. Ich würde gerne hier im Café arbeiten.
Sven: Alle Geflüchteten besuchen eine Sprachschule, sie treiben Sport, gehen ins Fitnessstudio usw.
Wie wird das Sharehaus finanziert?
Sven: Wir sind ein Projekt der Berliner Stadtmission, die Stadtmission kümmert sich auch um Menschen, die Hilfe brauchen. Zum Beispiel Geflüchteten. Dafür gibt es die Notunterkunft, eine Traglufthalle, dann die Häuser Leo, das sind Heime für Familien. Und dann das Refugio, Leben und Arbeiten mit Geflüchteten.
Wie fühlen sich die Geflüchteten in Deutschland überhaupt?
Abdulah: Ich kann machen was ich möchte. Ich kann arbeiten, lernen und das finde ich toll. Berlin ist eine gemütliche und multikulturelle Stadt. Die Leute sind aus vielen Ländern und sie verstehen meine Situation. Deshalb sind sie sehr nett zu mir, was mir die Kraft gibt weiterzumachen.
Danke Sven, Danke Abdulah für das interessante Interview!
Ein Beitrag von:
Adéla Krejčí, Angelina Vlaški, Boško Ljuboja, Marianna Kaizer, Ambrus Réka Fruzsina
Schule:
SZTE Ságvári Endre Gyakorló Gimnázium
Gymnasium Jovan Jovanovic Zmaj
Gymnasium Uros Predic
Gymnazium Břeclav