Sandra Georgina Jakopović ist Verwaltungsleiterin am Goethe-Institut Zagreb. Als Kind hat sie in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gelebt. Wir haben mit ihr über ihr Leben gesprochen.
Lebten Sie als Kind in der DDR?
Ja, einen Teil meines Lebens von der ersten bis zur achten Klasse der Grundschule. Das waren acht Jahre.
Warum sind Ihre Eltern damals nach Deutschland gezogen?
Mein Stiefvater hat in der Kroatischen Vertretung der Firma Ingram gearbeitet. Meine Mutter hat ihn dann geheiratet und wir sind zu ihm in die DDR gekommen.
Wie war das Leben in der DDR als Sie Kind waren?
Das Leben war schwer, weil ich kein Deutsch konnte. Ich habe in einer kleinen Stadt in Südosten Deutschlands, in Dessau gelebt. Als kleines Kind hat man mich dort gut aufgenommen und mir sehr geholfen. In der zweiten Klasse kam ich nach Berlin und da war ich als Ausländerin eine Außenseiterin. Die Eltern meiner Mitschüler haben ihnen gesagt, dass sie nicht mit mir spielen dürfen, weil ich aus Jugoslawien kam.
Hatten Sie damals Verwandte in der Bundesrepublik Deutschland?
Nein, ich hatte keine Verwandte in der BDR, alle meine Verwandten waren in Jugoslawien.
Kannten Sie trotzdem das Getränk Cola?
Ich kannte Cola, aber in der DDR gab es das nicht – außer auf Bildern, die man aus der Bundesrepublik geschenkt bekommen hat. Aber manchmal haben wir ein paar Colaflaschen durchgeschmuggelt.
Wie fanden Sie die Teilung in West und Ost?
Das war schrecklich. Die Menschen im Osten waren sehr frustriert und man konnte die Unterschiede spüren. Ich lebte in Ost Berlin und den Unterschied sah man auch in vielen Serien und das war nicht angenehm.
Warum sind Sie nach Kroatien zurückgekommen?
Der Vertrag meines Stiefvaters hatte vier Jahre gedauert, aber er hat ihn noch einmal verlängern können und danach hatten er und meine Mutter abgesprochen, dass wir wieder nach Kroatien kommen, damit ich da auf die Mittelschule gehe. Ich war damals 14 Jahre alt.
Was ist der Unterschied zwischen Deutschland damals und Deutschland heute?
Heute ist Deutschland, hauptsächlich Ost-Berlin, teilweise immer noch wie die DDR damals. Es gibt keinen Sozialismus mehr, keine roten Fanen und keine Parolen, die sagen, was man muss und was nicht. Es ist jetzt wieder normal, obwohl es immer noch einen Unterschied zwischen den Leuten in Ost und West gibt. Die aus dem Osten haben eine andere Mentalität als die aus dem Westen.
Was würden Sie heute sagen: Ist Deutsch oder Kroatisch Ihre Muttersprache?
Obwohl ich jetzt mehr Deutsch spreche, ist Kroatisch meine Muttersprache. Aber ich spreche fließend Kroatisch und Deutsch.
Wie sind Sie zum Goethe-Institut gekommen?
Ich wollte eine Deutsch-Prüfung mit anerkanntem Zertifikat ablegen und so habe ich das Goethe-Institut gefunden.
Wie lange arbeiten Sie schon am Goethe-Institut als Verwaltungsleiterin?
Seit 2008 arbeite ich hier als Verwaltungsleiterin. Als Verwaltungsleiterin kümmere ich mich um Finanzen, des Gebäude, ich sorge für alle Reparaturen, kümmere mich um das Personal und allgemeine Sachen.
Ein Beitrag von:
Marta Doko , Antonio Štedul und Ante Bebić