Am Samstag, den 26. September 2015 haben sich einige Lehrer, Schüler und Eltern in Amiens getroffen, um eine Demonstration gegen die „Schulreform des Collège¹“ zu organisieren. Ein Bericht vom Rathausplatz.
Mehr als 200 Schuhschachteln dienten dazu, eine Mauer des „Sich-Nichtverstehens“ zu bauen. Am Ende der Demonstration haben mehr als 300 Leute einen Aufruf unterschrieben, der an François Hollande, den französischen Staatspräsidenten gerichtet war.
Hier einige Stimmen zu dieser Aktion:
„Diese Demonstration zu organisieren ist sehr wichtig für uns. Deutsch lernen ist eine Chance für unsere Zukunft!”, sagt Juliette F., eine Schülerin, deren Mutter Deutschlehrerin ist.
„Wir möchten, dass die nächsten Generationen weiter Deutsch lernen können. Das bedeutet, es müssen genügend Deutschstunden angeboten werden”, meint Guillaume: “Die Franzosen sind sowieso nicht so sprachbegabt. Es ist ein schwerer Fehler, die bilingualen Zweige² zu schließen.“
„Deutschland ist unser wichtigster wirtschaftlicher und kultureller Partner!” kommentiert Juliette P.
„Diese Reform passt nicht zum dem Wort „Gleichheit“ aus dem französischen Motto „Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit“. Die bilingualen Züge sind für alle Schüler da und nicht nur für eine Elite!“
An diesem Samstag sind die Schüler voll mobilisiert. Und auch Lehrer sind dabei. Nicht nur Deutschlehrer, sondern auch andere Lehrer, wie z. B. Herr Leroux, der Mathelehrer des Lycée Cassini: Nimmt er an dieser Demonstration in seiner Eigenschaft als Lehrer oder als Vater eines Schulkindes teil?
„Beides“, antwortet Herr Leroux:
„Ich habe zwei Kinder, die Deutsch lernen. Mein Sohn hat schon das Brigitte-Sauzay-Programm (zwei Monate Deutschlandaufenthalt) absolviert und meine Tochter, die in Klasse 8 ist, wird das Sauzay-Programm im Sommer machen. Das ist eine wirkliche Chance für später, um eine Arbeit zu finden. Aber ich bin auch als Lehrer hier. Ich verstehe diese Reform nicht. Wir sollten den Fremdsprachenunterricht und insbesondere den Deutschunterricht nicht einschränken. Ich denke, dass die Unterstützung von Lehrern aus anderen Fächern sehr wichtig ist.”
Auf der Straße treffen wir Marie-Claire B., die in Amiens wohnt:
„Ich habe Enkelkinder und ich möchte so gern, dass sie ihre Fremdsprache selbst wählen dürfen!“
Zum Schluss war unsere Demonstration sehr schön. Die Passanten waren sehr solidarisch. Deutschlehrer, Schüler, Eltern, aber auch Mathelehrer, Spanischlehrer und auch die Passanten haben diese Aktion unterstützt. Es hat Spaß gemacht und war ein voller Erfolg!
¹Diese Reform sieht eine Abschaffung der „classes bi-langues“ sowie der Europaklassen in der Sekundarstufe 1 vor mit der Begründung, dass nur 12% der Schüler in ihren Genuss kommen. Stattdessen wird für alle Schüler der Fremdsprachunterricht (außer Englisch) auf 2,5 Wochenstunden gekürzt!
²Der bilinguale Zweig: ab Klasse 6 können zwei Fremdsprachen gelernt werden, nämlich Englisch und Deutsch oder Spanisch.
Ein Beitrag von:
Juliette Triquet
Schule:
Lycée Cassini