

Was wir schon immer über das DSD II wissen wollten
Allison Meakem & Nicolas Stauffer-Mason: Warum muss die DSD-II-Prüfung so schwierig sein?
Heike Toledo: Die DSD-Prüfung ist in der Tat schwierig, aber ihr habt jetzt ein Diplom in der Hand, mit dem ihr die sprachliche Befähigung habt, in Deutschland ein Hochschulstudium aufzunehmen. Das heißt also, egal ob ihr an einer deutschen Hochschule Mathematik studieren wollt oder sogar Philosophie oder Geschichte, die sprachlichen Voraussetzungen habt ihr damit, um das Studium zu bestehen. Das heißt, es geht nicht darum, mit dem DSD II zu beweisen, dass man Deutsch kann oder ganz gut mit Deutsch durch die Welt kommt, das schafft man vielleicht auch mit dem DSD I. Das DSD II befähigt euch wirklich, ein Studium in Deutschland aufzunehmen. Allein einer Vorlesung auf Deutsch zu folgen, über 90 Minuten, ist sicherlich sehr anspruchsvoll, und deswegen müssen wir auch alle Bereiche im Deutschen Sprachdiplom abprüfen. Da haben wir ein gutes Gewissen, dass wir dann mit diesem hohen Niveau zumindest aus sprachlichen Gründen keine Abbrecher produzieren.
Eine weitere Frage zur Prüfung: Warum darf man während der Prüfung ein zweisprachiges Wörterbuch benutzen und nicht nur einen Duden?
Weil wir glauben, dass zum Beispiel eine Erörterung nicht daran scheitern soll, dass Ihnen in diesem Moment ein Wort fehlt. Darum geht es nicht, es ist ja keine Abfrage von einem bestimmten Wortschatz, den man hat. Manchmal fehlt einem gerade ein Schlüsselwort und daran sollte es nicht scheitern.
Wie wurde die DSD-Prüfung entwickelt?
Die DSD-Prüfung wurde vor über 40 Jahren entwickelt. Sie diente damals in Lateinamerika, zuerst in Chile, dazu, Schülern eine Möglichkeit zu geben, die auch deutsche Vorfahren haben, aber schon nicht mehr so gut Deutsch sprechen und es nicht geschafft haben, einen deutschen Schulabschluss zu machen, ihre Deutschkenntnisse zu zertifizieren, mit denen sie dann in Deutschland studieren können. In den 40 Jahren hat sich natürlich viel getan. Unsere Prüfung haben wir [nach den Vorgaben der EU] 2009/2010 neu entwickelt und wir sind längst über Lateinamerika hinaus.
Wie wurden die Sternchenthemen entwickelt?
Wir haben bei einem Sprachniveau B2/C1 das Problem, dass wir über ein Thema sprechen müssen. Man muss bei B2/C1 schon Fachsprache zeigen. Bei B1 nicht, da habe ich meinen kleinen Lebenskreis, da kann jeder über sein Hobby, seine Familie, seine Schule erzählen. Aber bei B2/C1 muss es Fachsprache sein. Wenn wir sagen, wir wollen die Schüler studierfähig machen, sollen sie auch wissen, was wird in Deutschland [diskutiert]. Wenn wir über einen verkehrsfreien Sonntag sprechen, ist das für die Mongolei nicht relevant. Aber wenn man Deutsch auf dem Niveau lernt, soll man auch wissen, was in Deutschland diskutiert wird, was uns hier bewegt.
Wir suchen nach Themen, die im Moment aktuell sind, die bei uns die Jugendlichen diskutieren, unabhängig [vom] Sprachenlernen. Es ist manchmal sehr entfernt von den eigenen Problemen [in den jeweiligen Ländern], aber es wäre dann, wenn sie nach Deutschland kommen und an einer Uni studieren, kein großes Wunder, wenn sie dann diese Themen [wie Mobilität, die Diskussion um 12 oder 13 Schuljahre oder den Ausbau des Nahverkehrs] hören.
Mehr und mehr Leute auf der ganzen Welt sprechen Englisch. Wieso ist Deutsch immer noch wichtig als Sprache. Wieso sollen Schüler in anderen Ländern Deutsch als ihre Fremdsprache wählen? Und welche Sprachen sind die größte Konkurrenz?

Auf jeden Fall kämpfen wir nicht gegen das Englische, wir sagen immer: „Englisch ist ein Muss und Deutsch ist ein Plus.“ Ohne Englisch geht es heute nicht, wir haben Beispiele wo wir Schülerabsolventen des DSD haben, die Deutsch als erste Fremdsprache gelernt haben und dadurch kein Englisch können. Wenn diese Schüler nach Deutschland kommen kriegen die Nachhilfeunterricht in Englisch.
Aber wir glauben ganz einfach, wenn man eine Beziehung zu Deutschland hat, wenn man hier zum Beispiel in der Wirtschaft arbeiten will, dass die Sprache nicht nur Kommunikation ist – ich glaube, auch in deutschen Firmen, bei Siemens, wird auch sehr viel Englisch gesprochen – die deutsche Sprache zu können, formt auch eine Denkweise.
Gestern hat ein Schulleiter aus der Ukraine gesagt, er glaubt, dass seine Schüler, die Deutsch so intensiv lernen, auch besser in Mathe sind, weil man sich so konzentrieren muss, an welcher Stelle zum Beispiel das Verb steht. Oder das Besondere des Deutschen z.B. bei der Erörterung, wie wir argumentieren, wie wir Argumentationsstrukturen aufbauen, insgesamt das strukturierte Denken. Das sind die Dinge, die brauche ich nicht unbedingt in der Kommunikation, da kann ich auch Englisch reden, aber wenn ich die deutsche Sprache gelernt habe, kann ich mich in solche deutschen Organisationsstrukturen viel besser eindenken.
Wir hoffen auch, dass Deutsch nicht nur so pragmatisch gesehen wird, dass die deutsche Sprache Schüler auch begeistern kann, mit Literatur, mit Landeskunde, dass man eine Sprache lernt aus Freude, aus Neugier zu einem Land.
Welche Sprachen sprechen Sie?
Ich komme aus den neuen Bundesländern, bin also in der DDR zur Schule gegangen und habe Russisch als erste Fremdsprache gelernt, habe dann auch Englisch gelernt und durch meine Arbeit im Ausland als Lehrerin habe ich noch Spanisch und Polnisch gelernt.
Unsere letzte Frage für Sie: Wir sind sechs Tage in der Woche zur Schule gegangen: Montag bis Freitag an einer amerikanischen Schule und samstags mussten wir zur Deutschen Sprachschule, um unsere Deutschkenntnisse zu pflegen. Haben Sie Kinder?
Ja.
Wenn sie im Ausland wohnen würden, würden Sie ihre Kinder sechs Tage die Woche zur Schule schicken, damit sie Deutsch lernen?
Das kommt ein bisschen auf das Kind an, wie belastbar, wie aufnahmefähig es ist. Meine Kinder sind in Warschau zur Schule gegangen, an der Deutschen Schule, und haben auch Polnisch gelernt, zusätzlich zu Englisch und Französisch. Sie haben es ganz gut verkraftet. Aber wenn ein Kind nicht so aufnahmefähig ist, darf man ihm keine Misserfolge organisieren. Das muss man gut im Gespür haben. Ideal ist es, wenn sich Eltern mit Lehrern beraten.
Allison Meakem
Heute möchte ich euch Allison Meakem vorstellen. Dieses sehr interessante 18-jährige Mädchen kommt aus Amerika und wohnt in Washington. Sie spricht viele Sprachen, Türkisch, Französisch, Japanisch und vor allem Englisch und Deutsch. Diese letzten beiden sind ihre Muttersprachen. Allisons Mutter kommt aus Deutschland und ihr Vater war früher ein Diplomat in Deutschland. Sie hat eine sehr interessante Familiengeschichte: Ihr Vater ist ihrer Mutter in Saarbrücken auf einer Konferenz begegnet. Dann sind sie nach Honduras umgezogen und dann nach Amerika, wo Allison geboren wurde. Sie hat zwei jüngere Brüder, die 16 und elf Jahre alt sind. In Zukunft weiß sie noch nicht, was sie studieren möchte. "In Amerika muss man nicht unbedingt wissen, was man studieren wird", sagt sie. In Amerika haben sie da ein anderes Bildungssystem.
Aber Allison mag vor allem internationale Entwicklung und möchte ihre Zukunft irgendwie damit verbinden. Sie reist auch viel, fast jeden Sommer ist sie in Deutschland für einen Monat lang. "Meine Familie ist eine reisefreudige Familie", sagt sie. Ihr Lieblingssport ist Turnen, Allison liest Zeitungen und Romane. Man kann sagen, dass sie ein sehr interessanter Mensch ist. Sie fördert Menschenrechte und wie sie sagt: "Ich nehme die Sachen manchmal zu ernst und bin auch oft ärgerlich", aber bis jetzt hat sie ihre Schwäche nicht gezeigt. Insgesamt kann ich sagen, so ein Mädchen zu treffen ist zur Zeit sehr selten, nicht böse gemeint. Sie ist sehr gut in verschiedenen Dingen und ist sehr ehrgeizig. Ich kann selbst sagen, heutzutage braucht unsere Gesellschaft solche Menschen wie Allison, denn viele Jugendliche wissen nicht, was sie in verschiedenen Situationen tun sollen. Und es soll mehr Menschen geben, die zielstrebig sind, denn dank ihnen wächst unsere Zusammengehörigkeit.
von Ilya Pondin
Nicholas Elliot Stauffer-Mason
Nicholas findet, dass der Name Nicholas Elliot Stauffer-Mason zu lang und angeberisch ist. Er meint, dass sein zweiter Vorname überflüssig ist und er möchte darauf verzichten. Ich denke, dass er auf den ersten Blick sehr nett und freundlich ist mit einer sehr interessanten Persönlichkeit.
Nicholas ist ein 17-jähriger Junge aus Washington, DC, und geht dort in die 12. Klasse der School Without Walls. Nicholas´ Oma kommt aus Deutschland, also spricht er sehr gut Deutsch. Er mag Deutsch, Latein und Chinesisch lernen. Obwohl er kein Spanisch kann, möchte er in Barcelona leben, weil er es dort schön findet.
Für ihn sind die Literatur und Sprachen sehr wichtig, trotzdem interessiert er sich auch für die MINT-Fächer. "Latein ist wie Mathematik" , findet Nicholas. "Ich habe viel zu wenig Geduld, einen langen Film zu Ende zu sehen." Eine Serie, die er gern schauen mag, heißt "Scandal". Ein Lieblingsessen hat Nicholas nicht. Außerdem hat er keine Lieblingsbeschäftigung. Aber er ist ein Mitglied im "Model United Nations", das ist ein internationaler Verband von Jugendlichen. Sein Fleiß und seine Hingabe zeigen sich oft, er ist auch jetzt bei einem Workshop, wo er nach Material für seine Reportage sucht. Doch damit nicht genug: Er hat gestern bis um neun Uhr abends verschiedene Interviews mit Schulleitern und Schülern geführt.
von Emma Hegedüs
Allison Meakem & Nicolas Stauffer-Mason
Deutsche Sprachschule Washington, DC (DSS Washington)