Willkommensklasse? Eine Möglichkeit für geflüchteten Kinder, um ihr Leben in Deutschland beginnen zu können. Diese Klassensorte ist nicht neu. Viele Migranten aus Asien oder Ost-Europa haben Deutschland als Ziel gewählt. Die Kinder dieser Migranten werden in Willkommensklassen unterrichtet.
In Willkommensklassen werden Schüler auf „normale“ Klassen vorbereitet. Mit neun Deutschstunden pro Woche können sie ein sehr gutes Sprachniveau erreichen, und danach eine Brückenklasse oder „normale“ Klassen besuchen. Im Walter-Rathenau-Gymnasium gibt es jetzt zwei bis drei Willkommensklassen pro Jahr. Die Klassen sind klein (zehn bis zwölf Schülerinnen und Schüler) und wie Muhib, der aus Afghanistan kommt, sagt: „wir sind wie eine Familie“. Eine Familie mit acht Nationalitäten, im Alter von 12 bis 18 Jahre. Außerdem sind in diesen Klassen auch Kinder aus deutschen Familien, die zum Beispiel in einem anderen Land gelebt haben und deshalb nicht in einer deutschsprachigen Umgebung aufgewachsen sind. Wir waren im Walter-Rathenau Gymnasium in Berlin, wo Nil und Muhib uns über ihre Heimat und über ihr Leben erzählt haben.
Muhib
Unser Interviewpartner ist mit seiner großen Familie – sie sind zu zwölft – nach Deutschland gekommen, um ein besseres Leben zu führen. Natürlich war alles geheimnisvoll, aber sie hatten große Hoffnungen. Manche haben gesagt, dass Deutschland und die Deutschen gut sind, aber Andere waren nicht so optimistisch. Er erlebte es selbst und sagt jetzt, dass die Leute ein großes Herz haben. Niemand hat ihn abgelehnt, oder gesagt, dass er nicht hier sein soll. Und Muhib denkt, dass Deutsche freundlich zu Ausländern sind und offen für ihre Kulturen.
„Was war schwer für mich? Erstmal alles war schwer, die Sprache war ganz anders, die Leute waren ganz anders.“ Eigentlich war sein Problem, dass alles zum ersten Mal passiert ist. Es war nichts anders als für jemanden, der in einer Schule neu ist. Muhib ist nicht arm an Freunden, Englisch spricht er sehr gut, deshalb hat er schon am Anfang viele Freunde gefunden, die ihm später auch beim Deutschlernen geholfen haben. Außer der Schule hat er auch viele „richtige Freunde“, zum Beispiel aus Amerika, die hier lernen, oder seine alten Freunde, die in Afghanistan leben.
Muhib ist glücklich hier in Deutschland, weil er hier kostenlos auch an der Universität studieren kann. In seiner Heimat wurden die Menschen zum Lernen motiviert, damit sie ein Leben auf einem höheren Niveau irgendwo im Ausland führen können. Dort bekommen sie nur ein Buch, damit sollen sie auch auf der gleichen Bildungsstufe sein, wie Schüler auf der ganzen Welt. Zum Glück haben in Deutschland Lehrer und Lehrerinnen mehr Zeit für ihre Schülerinnen und Schüler und haben nicht zu viele Aufgaben neben dem Unterricht, Muhib war überrascht, wie gut die Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern sind.
Er kommt aus einer Architektenfamilie, deshalb ist sein Traum Architekt zu werden und hier, in Deutschland zu bleiben wegen seiner Familie. Jetzt arbeitet er als Freiwilliger, weil er fühlt, dass er auch helfen muss, weil die Leute ihm auch geholfen haben.
Nil
Wir konnten auch noch ein kurzes Gespräch mit Nil führen. Sie ist 16 und besucht den Seminarkurs „Migration und Integration“ des Walter- Rathenau Gymnasiums. Nil erzählt, dass sie sich mehr als Deutsche als Türkin fühlt trotz ihrer türkischen Eltern.
Nil hat immer in Deutschland gelebt und Deutsch als eine Muttersprache (von zwei) gesprochen, aber ihre Eltern und Großeltern haben Heimweh nach der Türkei. Weil sie die Familie nicht zerreißen möchten, haben sie auch die Großeltern nach Deutschland eingeladen. Aber die Großeltern können sich auch von ihrer Kultur in der Türkei nicht losreißen, deshalb verbringen sie sechs Monate in Deutschland und die restliche Zeit in der Türkei. Nil möchte nach der Schule eine Weltreise machen, und dann entscheiden, wo sie leben wird. Neben der Schule trainiert sie zweimal pro Woche ein Volleyball-Team, um Geld zu verdienen.
Ahmad und Batool
Ahmad und Batool waren zusammen mit Muhib in unserer Gruppe in der Schule.
Sie sind 13 und 14 Jahre alt, kommen aus Syrien und sind seit nicht so langer Zeit in Deutschland. Die Willkommensklasse besuchen sie seit einem Monat, deshalb ist Deutschsprechen für sie ein bisschen schwierig. Aber Muhib hat uns und ihnen geholfen zu übersetzen. Ahmad hat hier keine Eltern, aber 3 Schwestern. Er möchte später Sänger werden, wie Kurdo. Batool möchte Ärztin werden, genauer Kinderärztin, weil sie Kinder mag und ihnen helfen möchte.
Ein Beitrag von: Sara Balogh, Lili Szabados
Schule: SZTE Gyakorlo Gimnazium es Altalanos Iskola, Handelsakademie Cesky Tesin
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums berichteten PASCH-Schulen in einer Serie über die eindrucksvollsten PASCH-Projekte, an denen sie während der vergangenen 10 Jahre teilgenommen haben.
der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft (PASCH)”. PASCH fördert ein weltumspannendes Netz von rund 2.000 Schulen im Ausland, an denen Deutsch unterrichtet wird.
PASCH ist eine Initiative des Auswärtigen Amtes in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), dem Goethe-Institut (GI), dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Pädagogischen Austauschdienst (PAD) der Kultusministerkonferenz.