Unser Geschichtslehrer hat behauptet, die Kolonisierung beginnt auf unserem Teller. Stimmt das? Christian und Mbaye erklären, warum auch Essgewohnheiten zum Weltkulturerbe gehören sollten.
Vor der Kolonisierung aßen unsere Großeltern Hirse, Maniok mit Fleisch und Fisch. Aber in der Kolonialzeit haben die Europäer Reis mitgebracht. Und zuerst in den Städten und nach und nach auf dem Lande hat Reis unsere traditionellen Getreide ersetzt. Aber interessant ist folgendes: unser Nationalgericht ist ein Symbol der Globalisierung auf dem Teller. Unser Nationalgericht heißt „Thiebou Dieun“. Um diese Speise zuzubereiten, braucht man Reis, Öl, Gemüse und andere lokale Zutaten wie „Begeuth“, „Soul“ oder „Daxaar etc. (Ah, ah … das macht mir schon den Mund wässerig!)
Interessant ist die Begegnung von mehreren Kulturen in der senegalesischen Schüssel (hier spricht man nicht vom Teller, sondern von Schüssel und beim Essen, liegt die Schüssel auf dem Boden und alle setzen sich um die Schüssel herum. Wir essen mit der rechten Hand.) Der Reis kommt im Wesentlichen aus Asien, einige von den Gemüsesorten wurden von den Franzosen in der Kolonialzeit hier eingeführt, die Zutaten sind lokal und die Schüssel und Essgewohnheit sind traditionell.
Thiebou Dieun ist also eine Mischkultur, eine Asien-Europa-Afrika Begegnung auf dem senegalesischen Teller, beziehungsweise in der senegalesischen Schüssel. Heutzutage können wir andere Speisen in Dakar finden. Man kann italienische, französische, marokkanische, chinesische, indische, arabische oder amerikanische Speisen überall und jederzeit in den Restaurants in Dakar essen.
Eine Ess“kultur“, die aus den USA kommt, bedroht heutzutage unsere Essvielfalt. Sie gefährdet in der Tat unsere Tradition, sie gefährdet das „Zusammen essen“: wir sitzen nicht mehr um eine Schüssel und teilen nicht mehr die Speise. McDonald‘s ist die größte Fast-Food-Kette der Welt. Sie wurde in den USA vom Geschäftsmann Ray Kroc im Jahre 1952 gegründet. Man findet diese Kette in fast allen Ländern in Europa, Asien, Australien und Afrika. Deshalb sprechen einige von einer „McDonaldisierung“ der Essgewohnheit auf der ganzen Welt.
Das könnte zu einer Vereinheitlichung der Esskultur führen. Das Essen ist in der Tat ein Teil der Kultur und wenn vereinheitlicht wird, so ist die Kultur oder ein wichtiger Teil der Kultur gefährdet. Wir schlagen vor, dass spezielle traditionelle Essgewohnheiten und Esskulturen zum Weltkulturerbe werden, wie einige historische Orte, Denkmäler, Landschaften. Der UNESCO-Chef sollte Maßnahmen in diese Richtung ergreifen. Essen ist eine Kultur. Man muss die Vielfalt fördern.
Ein Beitrag von:
Christian Mantane und Mbaye Diongue
Schule:
Prytanée Militaire Charles N’Tchoréré de Saint-Louis