Ich bin ein Austauschschüler aus Chile und bin schon seit fast 10 Monaten bei meiner Gastfamilie hier in Leipzig. Die Stadt ist Mitteldeutschlands größte Stadt mit etwa einer halben Millionen Einwohner. Vor allem die Geschichte und Sehenswürdigkeiten prägen die Berühmtheit Leipzigs.
Leipzig ist nämlich nicht nur die Stadt in der Komponist Johann Sebastian Bach lebte, sondern auch ehemaliger Heimatort der Komponisten Richard Wagner und Felix Mendelssohn. 1813 fand in Leipzig die berüchtigte Völkerschlacht statt, die dem französischen Reich unter Herrschaft des Kaisers Napoleon ein Ende bereitete. Dieses Ereignis war Anlass für die Neuordnung der europäischen Mächte durch den Wiener Kongress. Damals wie auch heute noch ist die politische Aktivität der Einwohner ein Aushängeschild der Stadt Leipzig.
Ende der 1980er-Jahre fanden hier die Montagsdemonstrationen statt, welche die größte Form der Opposition gegen die SED mit 10.000 Demonstrierenden auf dem Augustusplatz darstellte. Das besondere war vor allem, dass die Demonstrationen lediglich friedlich waren, obwohl üblicherweise die SED gewaltsam gegen jede Form der Kritik vorging.
Genau in dieser bedeutsamen Stadt habe ich mein Austauschjahr, vielleicht aus Zufall, bisher verbracht.

Ich möchte in diesem Text den Leser jedoch nicht nur die geschichtliche Bedeutsamkeit Leipzigs nahebringen, sondern auch von meinem persönlichen Eindruck und Leben schildern. Von Anfang an fühlte ich mich hier sehr wohl. Bei meinen Spaziergängen in der Stadt konnte ich sowohl das Alte und Zeitgenössische der Stadt erkunden, wie zum Beispiel die historischen Kirchen oder Gebäude wie das Alte Rathaus, als auch die Moderne Leipzigs wahrnehmen. Im Vergleich zu meiner Heimatstadt Santiago de Chile ist die Leipziger Innenstadt zwar nicht groß, aber sie hat trotzdem etwas sehr besonderes und einzigartiges an sich. Leipzig ist stets lebendig, man kann überall, vor allem im Sommer, Bewegung und Trubel sehen. Es gibt immer Musik und die Leute genießen einfach das Miteinander.
Diese harmonische Atmosphäre ist nicht nur auf die Innenstadt zentralisiert sondern breitet sich bis in den ländlichen Teil Leipzigs aus, in dem ich lebe. Leipzig kann man auch als ziemlich kosmopolitisch bezeichnen. Hier kann man zu jeder Zeit verschiedenste Leute aus allen möglichen Ländern treffen. Dieses multikulturelle Leben gibt der Stadt eine besondere Farbe. Diese bunte Stadt ist auch sehr politisch engagiert. Ganz im Gegensatz zu Dresden zum Beispiel, die eher sehr konservativ ist, ist Leipzig sehr ausländerfreundlich und spielt eine aktive Rolle in der heutigen Flüchtlingssituation.
Für mich ist Leipzig meine zweite Heimatstadt geworden. Ich fühle mich integriert und kann gut mit den anderen umgehen. Es freut mich sehr diese Erfahrung gemacht zu haben und Teil dieser Stadt zu sein.
Ein Beitrag von:
Agustin Ignacio Castillo Inaipil
Schule:
Instituto Nacional General José Miguel Carrera, Santiago de Chile