Im Grenzlandmuseum Eichsfeld läuft die Zeit anders. Hier, am ehemaligen Grenzübergang zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland, informiert das Museum über die Zeit, als Deutschland geteilt war. Maryna erzählt von ihrem Besuch.
Es wäre nicht korrekt zu sagen, dass dieser Ausflug mir Spaß gemacht hat – solche Orte können jemandem eigentlich kaum Spaß machen. Richtiger wäre, wenn ich sage, dass er mich ganz stark beeinflusst hat. Der Grund dazu ist sehr einfach.
Die Gefühle, die in der Seele stattfinden, wenn man auf dem geschichtsträchtigen Boden mit den eigenen Füßen steht, können kaum beschrieben werden. Zuerst fühlte ich mich teilweise überwältigt. Dann fiel mir ein, wie wunderbar und gleichzeitig unecht es ist, die Möglichkeit zu haben, hier auf diesem Platz ganz ruhig zu stehen und die Stimmung der Vergangenheit zu hören.
Aber noch vor 28 Jahre konnten die Menschen, die getrennt in der DDR oder BRD wohnten, das nicht. Sie durften auch keine Familie oder Freunde treffen, Einkäufe in der Nachbarstadt auf die andere Seite der Grenze machen oder einfach reisen. Stattdessen konnten und sollten sie den endlosen Zaun beobachten. Und wenn jemand etwas verändern wollte, musste er auch ein Risiko eingehen. Und man wusste nie, ob sich dieses Risiko in mehrere Jahre Gefängnis oder in ein Todesurteil umwandeln würde.
Der Besuch vom Grenzlandweg und Museum im Eichsfeld wird für mich immer eine unvergessliche Erfahrung bleiben. Dieser Ort gibt den Leuten die wertvolle Gelegenheit, reale Geschichte und Informationen über die schmerzhafte Vergangenheit Deutschlands nicht nur aus den verstaubten Büchern zu lernen, sondern sie auch selbst zu beobachten, zu spüren und zu fühlen.
Außerdem habe ich schon verstanden, wie schön es eigentlich wäre, in der Welt ohne Grenzen zu leben. Darüber habe ich im Museum von einem informativen Film erfahren. Man sieht jetzt ganz klar, wie viel es kostete, diese schrecklichen Zäune und Mauern zu vernichten. Deswegen sollen wir aus der Geschichte etwas Nützliches lernen und die Fehler von unseren Vorfahren nicht wieder machen. Ja, jeder von uns versteht das, aber was machen wir nun? Statt eine neue, saubere Welt zu schaffen, bauen wir nur neue Mauern…
Ein Beitrag von:
Maryna Kocherzhat
Schule:
Spezialisierte Schule Nr. 6, Dolyna