Vom 2.-18. Oktober 2017 besuchte Frau Becker-Sliwa im Rahmen eines Residenzprogramms das PASCH-Lyzeum „Yormozor“ in Fergana. Zamira Muhammadjonova, die dort Deutsch lernt, hat Frau Becker Sliwa interviewt.
Welche Eindrücke haben Sie von unserem Land?
Ich finde, dass die usbekische Landschaft von Taschkent ins Ferganatal wunderschön ist. Sie hat mich sehr beeindruckend, außerdem hat mir auch das usbekische Essen gut geschmeckt. Ich bin durch viele Länder gereist. Es ist mir noch nie passiert, dass mir alles, was ich esse in einem fremden Land schmeckt-aber hier schon. Ich liebe Brot und die Usbeken auch und das Brot sieht hier zudem sehr hübsch aus, deshalb habe ich hier auch einige Brotstempel für zu Hause gekauft.
Was war Ihre Aufgabe am „Yormozor“ Lyzeum?
Das Goethe – Institut Taschkent, beziehungsweise PASCH, die Initiative „Schulen Partner der Zukunft“ hat mir den Auftrag gegeben, für einem Monat mit zwei Deutsch-Lehrern am „Yormozor“ Lyzeum zusammenzuarbeiten, mit dem Ziel den Unterricht handlungsorientierter und auch kommunikativer zu gestalten. Das hat super geklappt. Im „Co-Teaching“ haben wir den Unterricht zusammen vorbereitet, durchgeführt, nachbesprochen und ganz tolle Ergebnisse zu Stande gebracht. Meine zweite Aufgabe war 3 Fortbildungen zu geben für Deutschlehrer aus Fergana. Das Interesse der Lehrer war groß und sie waren besonders glücklich über die vielen teilnehmeraktivierenden Methoden, die sie kennengelernt haben. Als dritte Aufgabe sollte ich ein Schülerprojekt machen. Ich habe mich für eine Workshop-Serie mit anschließender Veranstaltung zum Thema „Poetry-Slam“ entschieden.
Wie war unser „Poetry-Slam“?
Alles lief super. Es war ein voller Erfolg, vor allem, weil auch so viele PASCH-Alumini da waren und mit eigenen Texten mitgemacht haben.. Das zeigt, dass viel Interesse an Aktionen mit der deutschen Sprache da ist. Ich bin mir sicher, dass alle Schüler durch den Workshop eine interessante Facette deutscher Landeskunde kennengelernt haben, zum Schreiben motiviert wurden und einen neuen Zugang zur deutschen Literatur gefunden haben. Vielleicht sogar ein Hobby? Denn zumindest geht es mir so: Durch Schreiben lassen sich Emotionen, Ängste, Gefühle und Probleme noch mal ganz anders verarbeiten. Vielleicht hat der ein oder andere beim Poetry-Slam herausgefunden, dass das Schreiben seiner Seele gut tut. Dann bleibt etwas zurück, auch wenn der Workshop vorbei ist.
Was muss man machen um alle Ziele, die man im Leben hat, zu erreichen? Was muss man machen, um in höhere Positionen zu kommen?
Ich persönlich glaube, dass man im Leben nicht alle Ziele erreichen kann und dass es auch wichtig ist, genau damit umgehen zu können. Ich kann nicht alles erreichen, aber ich glaube, dass man vieles erreichen kann, wenn man fleißig ist und Freude an seiner Arbeit hat und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Fachlich kompetent, strukturiert und effizient arbeiten, mit Empatie und einer Offenheit für Neues: das sind einige Attribute, die mir spontan einfallen, die zum Erreichen eines Zieles oder einer höheren Position wichtig sind.
Können Sie uns Tipps geben um Deutsch besser zu lernen?
Es gibt verschiedene Lerntypen. Die einen lernen zum Beispiel gut, wenn sie Farben oder Bilder zu Hilfe nehmen, die anderen, wenn sie oft die Zielsprache hören. Wieder andere möchten ganz genau verstehen, wie die grammatische Struktur funktioniert und ein anderer Lerntyp braucht zum perfekten Lernerfolg die Bewegung und es gibt noch ein paar mehr Abstufungen von Lerntypen. Deshalb glaube ich, dass es wichtig ist sich selbst kennenzulernen. Findet heraus, wie ihr selbst am besten oder am liebsten lernt. Weiterhin ist es wichtig, die Sprache aktiv zu benutzen, denn nur dann behalten wir erlernte Worte und Strukturen richtig. Das ist natürlich schwierig, wenn man nicht in einem deutschsprachigen Land lebt. Stell dir vor, du wartest in Usbekistan auf den Bus, dann überlege dir was du sagen würdest, wenn du in Deutschland wärst, den Bus betrittst und Fahrkarten kaufen müsstest. Verabrede mit deinen Klassenkameraden, dass ihr zum Beispiel jede erste Pause nur auf Deutsch redet. Schaue dir deutsche Filme an und sei online aktiv-es gibt viele Deutschlernblogs oder zum Beispiel auch auf Facebook viele Gruppenseiten von Deutschlernern, wo man Fragen stellen oder auch einfach auf Deutsch chatten kann. Auch das Goethe-Institut bietet sehr viel an. So kann man zum Beispiel spielerisch Deutsch üben mit der App „Mein Weg nach Deutschland“.
Was ist Ihr Lebensmotto?
„It doesn`t matter how long you live, as long as you can say, that I´ve gotten everything out of live” (Margaret Moth). Das heißt frei übersetzt: „Es spielt keine Rolle, wie lange du lebst, solange du sagen kannst, dass du alles, was das Leben zu bieten hat auch mitgenommen hast“. Für mich bedeutet es, sich auch am Kleinen, Unscheinbaren zu erfreuen. Aber auch, dass ich Chancen ergreife und immer neugierig bleibe und keine Angst vor Veränderungen habe. Ich mag Situationen, die neu für mich sind, denn daran wachse ich. PASCH-Projekte, wie dieses hier in Usbekistan unterstützen auch dieses Lebensmotto.
Ein Beitrag von:
Zamira Muhammadjonova
Schule:
Lyzeum Yormozor beim Politechnischen Institut Fergana