Prnjavor ist eine kleine Stadt im Norden von Bosnien und Herzegowina. Auch wenn es eine kleine Stadt ist, ist es reich an Kultur und einer großen Menge Nationen, die hier gelebt haben, beziehungsweise in Prnjavor leben. Unter ihnen sind auch Menschen aus Polen. Eine große Anzahl an Polen lebte vor dem Zweiten Weltkrieg in Gebieten von Prnjavor, aber auch rund um Prnjavor in den Dörfern. 1998 schloss Prnjavor eine besondere Beziehung mit der polnischen Stadt Boleslawiec. Seitdem sind sie Partnerstädte und es herrscht eine starke und unzertrennliche Beziehung zwischen diesen zwei Städten.
Seit 1998 fährt eine Gruppe von Schülern aus der Schule in Prnjavor jedes Jahr für eine Woche nach Boleslawiec, oder eine Gruppe von Schülern aus Boleslawiec kommt nach Prnjavor. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal bei diesem Projekt mitgemacht und jetzt will ich euch ein paar Eindrücke von dieser schönen Erfahrung vermitteln.
Im März dieses Jahres habe ich erfahren, dass Mitte April Schülerinnen und Schüler aus Polen in unsere Stadt kommen. Ich habe mich angemeldet, ein Mädchen bei mir aufzunehmen, weil ich wusste, dass ich eine schöne Gelegenheit habe, eine neue Kultur und Bräuche kennenzulernen. Außerdem kann ich meine Sprachkenntnisse verbessern. Ich war mega aufgeregt wegen ihrer Anreise. Das sind immerhin Jugendliche, die ich noch nicht kenne, die meine Sprache nicht sprechen und nicht die gleichen Gerichte essen wie ich, die nicht die gleiche Mentalität haben wie ich und ähnliche Unterschiede. In der Angst liegt aber auch der gewinnende Wunsch, neue Freundschaften zu schließen und neue Erfahrungen zu machen.
Als sie ankamen, habe ich das Mädchen, das ich in Empfang nehmen werde, kennengelernt. Ach! Sie ist so süß und hübsch. Als ich sie kennengelernt habe, da hab ich gemerkt, dass sie mir ähnlich ist. All meine Vermutungen, dass wir unterschiedlich sind, sind gleich verschwunden. Wir beide haben bemerkt, dass wir sehr ähnlich sind. Ich war begeistert. Die Sprache, die wir sprachen, war Englisch, weil sie leider kein Deutsch konnte. Während dieses Besuchs lernte ich viele Sachen über Polen, auch über die Stadt Boleslawiec, über ihre Kultur und Tradition, sogar über die Ausbildung, welche in einem sehr besseren Zustand ist als in meinem Land.
Während dieser sieben Tage in Prnjavor haben wir viele religiöse Einrichtungen und Kirchen wie z.B. eine orthodoxe, ukrainische und katholische Kirche, eine Moschee und die katholische Kathedrale in Banja Luka (einer naheliegenden Stadt) besucht. Wir haben auch einen interessanten Ausflug organisiert, so dass wir uns mehr anfreundeten und alle Schülerinnen und Schüler kennenlernen konnten, die an dem Programm teilnahmen. Wir nahmen sie in unsere Schule während des Unterrichts mit, organisierten sportliche Spiele, haben am Abend die Stadt besucht, haben sie mit unserer Stadt und mit unserer Kultur bekannt gemacht, wir organisierten Grillpartys und Ähnliches.
Diese sieben Tage sind sehr schnell vergangen. Wir waren uns nicht bewusst, wie verbunden wir miteinander waren, als sie zurück in ihre Heimatstadt gehen mussten. Was wird dann passieren? Nach sieben Tagen konstantem Lachen und Singen sah ich Tränen rund um mich...ja, Tränen...wir weinten, alle weinten. Auch die Jugendlichen aus Polen, auch die aus meiner Schule, sogar ich. Wir wollten uns nicht trennen, da wir eine FAMILIE geworden sind. Aus lauten Unbekannten entstand eine Familie. Diese Trennung fiel allen schwer, aber wir trennten uns mit dem Versprechen, dass wir uns bald in ihrer Stadt wiedersehen werden und dass die Beziehung zwischen diesen beiden Städten lang gehalten werden soll.
Ein Beitrag von:
Vedrana Bijelonić
Schule:
Mittelschulzentrum „Ivo Andrić“, Prnjavor
Diskussionsfrage: Habt ihr Erfahrung mit Austauschschülern?