

Zweite Heimat – ein Jahr in Brasilien
Leah Preisinger hat als kulturweit-Freiwillige ein Jahr an einer PASCH-Schule in Belo Horizonte verbracht und berichtet hier von ihren Erfahrungen.
Dass ich Brasilien bereits als zweite Heimat bezeichnen würde, wurde mir vor allem während der Rückreise von Costa Rica nach Belo Horizonte bewusst, als ich mit meiner Sitznachbarin ein angeregtes Gespräch über die politische Lage des Landes führte und mich unglaublich freute, endlich wieder Portugiesisch sprechen zu können.
Angekommen
Besonders als am nächsten Morgen Nachrichten von all den Menschen, die mir hier wichtig geworden sind, auf mich warteten, wurde dieses Gefühl des Angekommenseins bestätigt. Wo der Kontakt mit Einheimischen anfänglich noch stark auf Eigeninitiative beruhte, melden sich die Leute nun von selbst, schlagen Treffen vor, vertrauen mir Gedanken und Sorgen an, genauso wie sie Erfolge mit mir teilen – Dinge, auf denen Freundschaften nun einmal beruhen. Dank ihnen begegne ich der Stadt und ihrer Gesellschaft auf Augenhöhe. Ich fühle mich zugehörig und geehrt, wenn keiner mehr besondere Rücksicht auf mich nimmt, da ich die Sprache fließend spreche und sogar auf Portugiesisch denke und träume. Immer wieder freue ich mich darüber, wie schnell man eine Sprache lernen kann, wenn man sie nur jeden Tag benutzt.
Auch in den beiden Gastfamilien, in denen ich bisher gewohnt habe beziehungsweise noch wohne, fühle ich mich integriert und stets willkommen, beispielsweise wenn mich der Opa meiner Gastschwester zur Begrüßung auf die Stirn küsst, genau wie er es bei seinen Enkeln macht. Durch die Familien lerne ich vor allem den familiären Alltag und die Kultur kennen, hatte bereits die Möglichkeit verschiedene Orte und Lebensrealitäten kennenzulernen und Land und Leuten näher zu kommen.
Fächerübergreifende Projekte
Besonders in der Schule fühle ich mich wohl. Im Lehrerzimmer genieße ich die Gespräche mit Lehrkräften aller Fächer, mit denen ich zum Teil für das kommende Schuljahr fächerübergreifende Projekte plane. Die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern bereitet mir großen Spaß und ich freue mich auf die bevorstehenden Unterrichtsstunden und Projekte mit ihnen.
Im vergangenen Schuljahr habe ich zu Beginn hauptsächlich Prüfungsvorbereitungskurse angeboten und einige spielerische Übungen durchgeführt. Vor Weihnachten habe ich des Weiteren beim Korrigieren von Klausuren geholfen, Workshops zum Thema Weihnachten und Winter angeboten oder auch beim Autobahn-Spiel mitgewirkt. Mit älteren Lernenden und einigen Alumni habe ich außerdem eine Art Stammtisch ins Leben gerufen, der auch weiterhin fortbestehen wird, wobei es sich nun eher um freundschaftliche, zweisprachige Treffen handelt.
Vielfältige Aktivitäten
Drei gute Freunde von mir, die nun nicht mehr meine Schüler sein werden, da sie im letzten Jahr vor der Prüfung ENEM keinen Deutschunterricht mehr haben, unterstütze ich außerdem in ihren Vorbereitungen für das Studium in Deutschland. Dazu helfe ich den Deutschlehrkräften bei Übungen für ihre C2-Prüfung. Besonders freut mich, dass diese Freunde von mir bald in Deutschland sein werden. Auf diese Weise können wir nicht nur unsere Freundschaft aufrechterhalten, sondern ich habe außerdem die Möglichkeit, weiter Portugiesisch zu sprechen und mit der brasilianischen Kultur im direkten Austausch zu stehen.
Im kommenden Schuljahr werde ich regelmäßige Workshops zum Thema Klimawandel und Handlungsoptionen bezüglich dessen anbieten. Dazu werde ich eine Klausur-Trainingsgruppe hinsichtlich der Schreibfertigkeit betreuen und eine Arbeitsgruppe, die sich auf kreative Weise mit deutscher Kultur in Form von Literatur, Musik und Medien befasst, eröffnen. Und ich habe vor, den Unterricht mit eigenen Einheiten oder auflockernden Aktivitäten zu unterstützen. Außerhalb des Unterrichts werde ich weitere Sprachtandems anbieten und an meinem Freiwilligenprojekt arbeiten, für welches ich Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten in ihrer Lebensrealität begegnen möchte und dafür auch Treffen mit Aktivisten aus peripheren Gegenden plane.
Eine große Bereicherung
Besonders aufgefallen ist mir, dass brasilianische Schülerinnen und Schüler in der Regel früher erwachsen wirken und über mehr Weltwissen verfügen als Deutsche – das heißt zumindest an Privatschulen. Der Freundeskreis meiner vierzehnjährigen Gastschwester beispielsweise diskutiert regelmäßig über Weltpolitik und sie planen ernsthaft ihre berufliche Zukunft. Andererseits trägt das brasilianische Schulsystem, das vor allem in den letzten drei Schuljahren zu großen Teilen auf Multiple-Choice-Aufgaben fußt, meiner Erfahrung nach dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler zwar über breitgefächertes, aber wenig tiefgreifendes Wissen verfügen. Auch die Tatsache, dass Sprachen mit nur zwei Wochenstunden meist durch außerschulischen Sprachunterricht ergänzt werden, spricht für sich. Trotz der vielen Prüfungen und der harten Arbeit wirken die Lernenden auf mich aber sehr lebendig und lebensfroh.
Abschließend kann ich sagen, dass ich mich als Teil der ansässigen Gesellschaft fühle, dass ich meine Aufgaben in der Schule als große Bereicherung wahrnehme und ich schon jetzt sagen kann, dass das Jahr in Brasilien absolut sinnvoll für mich ist. Für ausführlichere Berichte könnt ihr auch gerne meinen KW-Blog „Ein Jahr in Belo Horizonte“ besuchen.
Angekommen
Besonders als am nächsten Morgen Nachrichten von all den Menschen, die mir hier wichtig geworden sind, auf mich warteten, wurde dieses Gefühl des Angekommenseins bestätigt. Wo der Kontakt mit Einheimischen anfänglich noch stark auf Eigeninitiative beruhte, melden sich die Leute nun von selbst, schlagen Treffen vor, vertrauen mir Gedanken und Sorgen an, genauso wie sie Erfolge mit mir teilen – Dinge, auf denen Freundschaften nun einmal beruhen. Dank ihnen begegne ich der Stadt und ihrer Gesellschaft auf Augenhöhe. Ich fühle mich zugehörig und geehrt, wenn keiner mehr besondere Rücksicht auf mich nimmt, da ich die Sprache fließend spreche und sogar auf Portugiesisch denke und träume. Immer wieder freue ich mich darüber, wie schnell man eine Sprache lernen kann, wenn man sie nur jeden Tag benutzt.
Auch in den beiden Gastfamilien, in denen ich bisher gewohnt habe beziehungsweise noch wohne, fühle ich mich integriert und stets willkommen, beispielsweise wenn mich der Opa meiner Gastschwester zur Begrüßung auf die Stirn küsst, genau wie er es bei seinen Enkeln macht. Durch die Familien lerne ich vor allem den familiären Alltag und die Kultur kennen, hatte bereits die Möglichkeit verschiedene Orte und Lebensrealitäten kennenzulernen und Land und Leuten näher zu kommen.
Fächerübergreifende Projekte

Im vergangenen Schuljahr habe ich zu Beginn hauptsächlich Prüfungsvorbereitungskurse angeboten und einige spielerische Übungen durchgeführt. Vor Weihnachten habe ich des Weiteren beim Korrigieren von Klausuren geholfen, Workshops zum Thema Weihnachten und Winter angeboten oder auch beim Autobahn-Spiel mitgewirkt. Mit älteren Lernenden und einigen Alumni habe ich außerdem eine Art Stammtisch ins Leben gerufen, der auch weiterhin fortbestehen wird, wobei es sich nun eher um freundschaftliche, zweisprachige Treffen handelt.
Vielfältige Aktivitäten

Im kommenden Schuljahr werde ich regelmäßige Workshops zum Thema Klimawandel und Handlungsoptionen bezüglich dessen anbieten. Dazu werde ich eine Klausur-Trainingsgruppe hinsichtlich der Schreibfertigkeit betreuen und eine Arbeitsgruppe, die sich auf kreative Weise mit deutscher Kultur in Form von Literatur, Musik und Medien befasst, eröffnen. Und ich habe vor, den Unterricht mit eigenen Einheiten oder auflockernden Aktivitäten zu unterstützen. Außerhalb des Unterrichts werde ich weitere Sprachtandems anbieten und an meinem Freiwilligenprojekt arbeiten, für welches ich Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten in ihrer Lebensrealität begegnen möchte und dafür auch Treffen mit Aktivisten aus peripheren Gegenden plane.
Eine große Bereicherung
Besonders aufgefallen ist mir, dass brasilianische Schülerinnen und Schüler in der Regel früher erwachsen wirken und über mehr Weltwissen verfügen als Deutsche – das heißt zumindest an Privatschulen. Der Freundeskreis meiner vierzehnjährigen Gastschwester beispielsweise diskutiert regelmäßig über Weltpolitik und sie planen ernsthaft ihre berufliche Zukunft. Andererseits trägt das brasilianische Schulsystem, das vor allem in den letzten drei Schuljahren zu großen Teilen auf Multiple-Choice-Aufgaben fußt, meiner Erfahrung nach dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler zwar über breitgefächertes, aber wenig tiefgreifendes Wissen verfügen. Auch die Tatsache, dass Sprachen mit nur zwei Wochenstunden meist durch außerschulischen Sprachunterricht ergänzt werden, spricht für sich. Trotz der vielen Prüfungen und der harten Arbeit wirken die Lernenden auf mich aber sehr lebendig und lebensfroh.
Abschließend kann ich sagen, dass ich mich als Teil der ansässigen Gesellschaft fühle, dass ich meine Aufgaben in der Schule als große Bereicherung wahrnehme und ich schon jetzt sagen kann, dass das Jahr in Brasilien absolut sinnvoll für mich ist. Für ausführlichere Berichte könnt ihr auch gerne meinen KW-Blog „Ein Jahr in Belo Horizonte“ besuchen.
Ein Beitrag von:
Leah Preisinger
kulturweit-Freiwillige
Colégio Santo Antônio in Belo Horizonte, Brasilien
Leah Preisinger
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