

Wie man die Umwelt rettet!? – Eine Kurzgeschichte aus der Schreibwerkstatt „Fantasie kennt keine Grenzen“
Okt
19
2021
19
2021


Geschrieben von PASCH-Schulen weltweit
in Fantasie kennt keine Grenzen, PASCH-Schulen weltweit, Sprache
Foto: © Rosa Tonigs
Der Klimawandel – ein Thema, was viel diskutiert wird. Auch Elisa interessiert sich sehr für das Thema. Sie will Klimaexpertin werden und würde sehr viel dafür tun, um die Umwelt zu retten. Aber wie viel ist nötig, damit sich etwas ändert? Wie weit muss man gehen? Welche Opfer müssen gebracht werden? Als Elisa auf Birgit, eine Umweltingenieurin im Ruhestand trifft, werden ihr das Interesse und ihre Neugierde zum Verhängnis.
In einer Stadt, die Dunkelwald hieß, gab es eine Straße. In dieser Straße gab es ein Haus. In diesem Haus lebte ein Mädchen, das Elisa hieß. Sie hatte einen Traum: Sie wollte eine Klimaexpertin werden.
Eines Tages, als sie von der Schule nach Hause lief, sah sie einen Traktor. Eine alte Frau fuhr den Traktor. Die Dame sagte: „Hallo, Elisa! Ich habe ein Angebot für dich.“ „Woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte Elisa überrascht. „Deine Mutter hat mir von dir erzählt“, erklärte die Frau in einer Stimme, die ihr fast bekannt vorkam.
Elisa sah sie nun richtig an. Es handelte sich um eine ältere Dame, vielleicht um die 60 Jahre alt. Sie lächelte, ihre Falten vertieften sich dadurch und insgesamt strahlte sie eine enorme Ruhe aus. Elisa kannte sie zwar nicht, aber die Dame wirkte auf sie wie eine Person, die ein reiches Leben hinter sich hatte und sich nun eher ruhigen Aktivitäten widmete. Davon gab es in der Gegend viele. Das junge Mädchen starrte sie immer noch perplex an und die Dame lachte kurz auf. „Keine Sorge, sie hat mir nur erzählt, dass der Klimawandel dich beschäftigt, und ich habe diesbezüglich ein Angebot für dich.“ Elisa nickte leicht irritiert. „Kind, nicht so ängstlich! Willst du was von mir lernen oder nicht?” Die alte Dame schien sympathisch zu sein und Elisa wollte wissen, was das Angebot war. „Ja, aber was wissen Sie über den Klimawandel?“ „Komm mit mir und ich zeige dir, wo ich wohne und was ich mache.“ Elisa war unsicher, ob sie der Frau trauen sollte, aber sie entschied sich mitzugehen. Sie stieg in den Traktor ein. Elisa und die alte Frau fuhren aus der Stadt raus.
Die fremde Frau
„Sie kennen meinen Namen“, stieß Elisa hervor, „aber ich kenne Ihren nicht. Wie heißen Sie denn?“ Die Frau lachte und ihre Schultern bewegten sich mit den holprigen Bewegungen des Traktors mit. „Ach, du kannst mich ruhig duzen. Ich bin Birgit und 67 Jahre jung. Keine Angst, Kleine, dir wird es sicher gefallen.“ Elisa wurde langsam unruhig. Sie fragte sich, ob es die richtige Entscheidung war, einfach bei einer fremden Frau einzusteigen. Sie kam aber zu dem Schluss, dass ihr die Umwelt einfach zu wichtig und ihre Neugierde zu groß waren. Außerdem schien Birgit echt lieb zu sein. Elisa guckte zu ihr hinüber. Ihre grauen Haare wehten im Wind und sie saß gelassen auf dem Fahrersitz. Dann fing sie an zu sprechen.
„Ich war früher Umweltingenieurin. Also um deine Frage zu beantworten: ich weiß viel über den Klimawandel und darüber wie man ihn bekämpfen kann.“ „Umweltingenieurin? Was haben Sie als Umweltingenieurin gemacht?” „Ich habe neue Technologien erfunden. Mit diesen neuen Technologien kann man Energie schaffen, ohne das Klima und die Umwelt zu beschädigen.“ „Oh, wirklich? Ich habe noch nicht viel von solchen Technologien gehört!“
Der Traktor bog von der Hauptstraße auf einen Waldweg ab. Sie fuhren in einen dichten Wald.
„Warum fahren wir in den Wald?“, fragte Elisa. Vor einem kurzen Moment dachte sie noch, sie könne von Birgit etwas über den Klimawandeln lernen, aber jetzt hatte sie Angst. War es eine gute Idee gewesen mit dieser unbekannten Frau mitzufahren? „Keine Angst, Elisa. Ich wohne weiter weg von der Stadt. Es ist besser ohne Smog und Lärm zu leben.“ Elisa war unsicher, ob das wirklich der Grund war. Nicht viele wohnten im Wald. Es war wirklich sehr abgelegen und den Kindern wurde immer abgeraten ihre Zeit dort zu verbringen. Elisa war trotzdem des Öfteren dort, weil sie die Natur so liebte. Aber nur tagsüber und jetzt wurde es langsam dunkel. Ein Haus hatte sie da noch nie gesehen. „Der Wald ist groß und ich kenne sicher nicht alle Ecken“, versuchte sie sich zu beruhigen „und die Dame ist doch harmlos“, aber plötzlich fielen ihr die älteren Frauen aus den Krimis und Horrorfilmen ein, die Kinder entführten.
Sie bekam Angst und fing an, unruhig auf ihrem Sitz hin und her zu wippen. Wie dumm sie doch war, einfach bei einer fremden Frau einzusteigen. Die Umwelt war ihr zwar wichtig, aber ihr Leben war ihr dann doch zu kostbar. „Was soll ich jetzt nur machen und wie soll ich aus dieser Lage herauskommen, in die ich mich selber gebracht habe. Mein Handy habe ich zu Hause vergessen und meinen Eltern habe ich noch nicht einmal gesagt, wo ich bin… Wie kann man nur so blöd sein und so handeln, wie ich es gerade getan habe. Jedem kleinen Kind wird beigebracht, sich auf solche Angebote von Erwachsenen nicht einzulassen!“, dachte sie sich. Sie grübelte noch weiter darüber nach, wie die Frau so viel über sie wissen konnte. Alles kam ihr sehr eigenartig vor. „Du wirkst plötzlich ganz still… was ist nur los mit dir, Elisa? Deine Mutter hat mir immer gesagt, du seist ein sehr aufgewecktes und selbstbewusstes Mädchen“, wandte sich die alte Dame an das verzweifelte Mädchen. „Mich wundert es nur, dass wir durch den Wald fahren. Mir liegt die Natur zwar sehr am Herzen und ich tue vieles, um sie zu schützen, aber vom Wald wird einem immer abgeraten“, wunderte sich das Mädchen.
Eine Hütte im Wald
Der Traktor stoppte vor einer Hütte. Die Hütte war sehr alt und zerfallen. „Komm mit. Drinnen ist es gemütlicher“, sagte die Frau ruhig. „Nein, warum haben sie mich hier hin gebracht? Ich gehe jetzt nach Hause!“, rief Elisa panisch und erschreckte sich selbst über ihre heftige Reaktion. Elisa spürte nun deutlich, dass es eine schlechte Idee gewesen war, mit der Frau mitzugehen. „Wohin gehst du? Ich habe dich hier hin gebracht, meinst du, du kannst einfach fliehen?“, Die Frau wurde wütend. Elisa lief ohne weiter nachzudenken los. So schnell sie konnte. Sie hinterfragte ihre Handlung nicht. Es passierte einfach automatisch. Hier war etwas ganz falsch. Es stimmte was nicht mit der Situation. Die Frau stieg mit einem Stein in der Hand auf den Traktor. Sie holte Elisa ein und schlug ihr mit dem Stein heftig auf den Kopf.
Elisa wachte auf. Sie war in einem dunklen Zimmer. Ihre Hände waren in Handschellen. Zudem war sie schweißgebadet und hatte panische Angst. „Ach wie naiv die Kinder von heute sind“, sprach die Frau im Singsang. „Wie kann man nur einer fremden Person vertrauen, du meinst auch nur, weil ich alt bin kann ich nichts mehr…“. Elisa blickte herum und ihr wurde schwindelig. Sie konnte überhaupt nicht fassen, was grade passierte. „Was wollen Sie von mir?“, fragte Elisa verzweifelt. „Bitte, meine Eltern sind nicht reich, wir können wirklich nichts bieten…“. Elisa fing an zu weinen. „Lassen Sie mich einfach gehen. Bitte!“, flehte sie. „Ich habe dich hierhin gebracht, um die Umwelt zu retten, ganz nach deinem Interesse. Und ob du mir glaubst oder nicht, genau das mache ich.“ Sie holte eine Kamera. Elisa kannte sich zwar nicht gut mit Kameras aus, aber diese schien von hochwertiger Qualität zu sein. „Ich verstehe nicht …“, stotterte Elisa. „Sie sind doch krank!“, sprudelte es nun wütend aus ihr heraus. „Wissen sie wie man der Umwelt hilft? Indem man weniger Fleisch ist, den ÖPNV ausbaut, Nahrungslieferketten nachhaltiger gestaltet und nicht so! Sie sind komplett verrückt.“ Die Frau schien zufrieden. „Wie fühlt es sich an, da so hilflos eingesperrt zu sein?“, fragte sie und stellte sich hinter die Kamera.
„Lassen sie mich frei!“, schrie Elisa und weinte. „Seht ihr das?“, sprach die Frau in die Kamera. „Und die Tiere fühlen sie sich wie dieses junge Mädchen! Sie weinen in den Ketten, sie schreien in den Käfigen. Aber niemand hört sie! Und warum? Weil wir Fleisch oder Pelz haben möchten? Und wir zerstören die Umwelt mit unserem unersättlichen Konsum. Hört ihr jetzt? Hört ihr, wie sich jemand unschuldiges im Gefängnis fühlt?!!“. Elisa weinte heftig und hörte nicht auf. Die Frau nahm die Kamera mit und ging weg. Sie lud das Video auf ihren Laptop und danach auf ihrer Web Page hoch.
Das Video hatte nach kurzer Zeit viele Klicks. Alle schauten es sich an. Die Fans von Birgit waren aus aller Welt. Aber es gab auch Menschen, die meinten, was Birgit machte, verstoße gegen die Menschenrechte. „Aber die Umwelt ist wichtiger als das Leben eines Mädchens!“, sagten Birgits Anhänger. „Wir müssen an die ganze Welt denken. Was sie macht, zeigt wie schrecklich wir uns gegenüber den Tieren benehmen und was wir machen müssen, um die Welt zu retten.“ Es gab eine große Diskussion im Internet. Einige argumentierten auch, das Leid, das Elisa verspürte, repräsentiere das Leid künftiger Generationen, die unter dem Klimawandel leiden würden, und ihre Anhänger meinten, dies sei die einzige Art Politiker auf die Dringlichkeit der Situation aufmerksam zu machen.
Die Tür des Zimmers, wo Elisa sich befand, öffnete sich. Ein Lichtkegel flutete den Raum. Elisa erblickte ihre Hände in Handschellen. Dann schaute sie auf. Über ihr stand die Frau. „Na, wie fühlt es sich an, was gegen den Klimawandel zu tun?“. Elisa war ganz übel und sie sah alles verschwommen. „Bitte lassen sie mich gehen… meine Eltern machen sich Sorgen… Bitte!“. „Liebes, ich würde dich gerne frei lassen, aber so viel Aufmerksamkeit habe ich noch nie bekommen. Ich kann dieses Mal wirklich etwas bewirken. Weißt du, wie viele Technologien ich erfunden habe, wie sehr ich mich jahrelang politisch engagiert habe? Auf wie vielen Demos ich war, wie viele Artikel, Beiträge und sonst was ich zum Thema geschrieben habe? Und man wird einfach nicht ernst genommen. Das Ganze ist doch auch in deinem Interesse, Liebes… oder etwa nicht?“. Elisa blieb stumm. Sie war zu erschöpft, zu überwältigt von der ganzen Situation.
Die Frau trat beängstigend nah an Elisa ran und beugte sich zu ihr runter, sodass ihre Stirnen sich fast berührten. „Dir ist schon klar, was dir am Ende dieser Geschichte passiert, nicht?“ Elisas Herz pochte. Mit einer ruckartigen Bewegung stellte sich die Frau wieder hin und guckte in die Kamera. Sie sprach laut und deutlich: „Letztendlich wird Elisa sterben müssen. Leider. Genauso wie es jeder Spezies widerfahren wird, wenn wir nicht was gegen den Klimawandel unternehmen. „Ja“, betonte sie „letztendlich trifft es jede Spezies, auch den Menschen, egal wie unmöglich diese Vorstellung scheint und die liebe Elisa trifft es schon in zwei Tagen.“
Alles für die Umwelt
Das Video bekam Millionen von Klicks. In Kürze erreichte es natürlich auch die Polizeistation in Dunkelwald. Der Polizist Karl öffnete den Link des Videos und schaute es sich aufmerksam an. „Oh! Das ist schrecklich! Fritz, Schau mal!“ Er rief nach seinem Kollegen. „Was schaust du dir da an? Was ist das?“, fragte Fritz. Die Polizisten spielten das Video von vorne, um wirklich alle Details beachten zu können. „Wie kann man nur einem jungen Mädchen so etwas Abscheuliches und Schreckliches antun! Absolut unmöglich sowas!” Karl kochte vor Wut. „Karl“, unterbrach in Fritz, „ich kenne diese Frau.“ „Du kennst sie?!“ „Ja, sie ist eine Klimaaktivistin, sehr extravagant. In den letzten Jahren hat sie immer wieder mal solche moralisch fragwürdigen Aktionen gebracht, um auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Letztes Jahr hat sie ein Feld angezündet. Sie wollte zeigen, wie die Welt aussehen würde, wenn die Temperaturen steigen und nichts mehr wachsen würde. Aber das hier ist wirklich eine ganz andere Liga.“ „Das ist doch krank!“, rief Karl. „Warum ist sie nicht im Gefängnis?“ „Ich weiß nicht“, sagte Fritz, „aber ich finde das, was sie macht gar nicht so schlecht und eigentlich sogar notwendig. Die Umwelt ist sehr wichtig, aber es ist den Menschen nicht klar, wie die Welt mal aussehen wird oder überhaupt unter welchen Bedingungen künftige Generationen mal leben werden, wenn jetzt nichts unternommen wird. Der Gedanke ist zu abstrakt. Sie macht ihn doch nur greifbar.“ „Ja, die Umwelt ist wichtig. Und das Leben des jungen Mädchens etwa nicht? Wir müssen Wege finden, der Umwelt zu helfen ohne die Menschenrechte zu verletzen. So was ist krank! Das siehst du doch genauso oder etwa nicht?“ Fritz zögerte einen Moment und man merkte, wie er überlegte. Dann sagte er schließlich: „Ja, du hast natürlich Recht!“ Er überlegte erneut kurz und redete nun hastiger: „Karl, vielleicht weiß ich, wo das Video aufgenommen wurde. Im Wald neben unserer Stadt gibt es eine alte Hütte. Ich habe die Frau dort einmal gesehen.“ „Ja dann haben wir keine Zeit zu verlieren. Schnell los!“
„Bitte, lassen Sie mich frei!“, weinte Elisa. „Hast du mich nicht gehört, Elisa? Du musst für unser Klima sterben. Es sollte für dich doch eigentlich eine große Ehre sein, nicht? Klimaaktivistin?“ Plötzlich hörte Elisa Polizeisirenen. Die Sirene näherte sich. „Ist es möglich? Wird mich jemand retten?“ Elisa hatte ein bisschen Hoffnung. „Öffnen Sie die Tür!“, befahl eine tiefe autoritäre Stimme. „Sofort!“ Birgit schaltete ganz ruhig und gelassen die Kamera ein und sprach ebenso ruhig, sodass es fast furchteinflößend war: „Naja, eigentlich hatte ich vor die kleine Elisa erst in zwei Tagen umzubringen, aber es sieht so aus, als hätten wir spontan Besuch bekommen.“ Sie drehte sich zu Elisa, die vor Angst zitterte. Birgits Auge zuckte. „Sieht ganz so aus, als wollten deine Polizistenfreunde deinen Todestag vorziehen.“ Es klopfte stärker an der Tür. „Machen sie jetzt sofort auf oder wir treten die Tür ein“, unterbrach die tiefe Stimme Birgits Monolog. Ein lauter Schlag erschallte und die Tür krachte ein. „Hilfe! Hilfe!“, rief Elisa. Die Polizisten stürmten in das Zimmer herein. Die Frau zog eine Pistole heraus und zielte auf Elisa. „Hände hoch!“, rief der Polizist und zielte mit seiner Pistole auf Birgit. Birgit lächelte in die Kamera, man merkte wie sehr sie den Moment genoss. „Ihr wisst es. Ich mache alles für die Umwelt.“ Und sie schoss. Vor Elisas Augen wurde es dunkel.
Weitere Informationen zum Projekt „Fantasie kennt keine Grenzen" findest du über diesen Link.
Eines Tages, als sie von der Schule nach Hause lief, sah sie einen Traktor. Eine alte Frau fuhr den Traktor. Die Dame sagte: „Hallo, Elisa! Ich habe ein Angebot für dich.“ „Woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte Elisa überrascht. „Deine Mutter hat mir von dir erzählt“, erklärte die Frau in einer Stimme, die ihr fast bekannt vorkam.
Elisa sah sie nun richtig an. Es handelte sich um eine ältere Dame, vielleicht um die 60 Jahre alt. Sie lächelte, ihre Falten vertieften sich dadurch und insgesamt strahlte sie eine enorme Ruhe aus. Elisa kannte sie zwar nicht, aber die Dame wirkte auf sie wie eine Person, die ein reiches Leben hinter sich hatte und sich nun eher ruhigen Aktivitäten widmete. Davon gab es in der Gegend viele. Das junge Mädchen starrte sie immer noch perplex an und die Dame lachte kurz auf. „Keine Sorge, sie hat mir nur erzählt, dass der Klimawandel dich beschäftigt, und ich habe diesbezüglich ein Angebot für dich.“ Elisa nickte leicht irritiert. „Kind, nicht so ängstlich! Willst du was von mir lernen oder nicht?” Die alte Dame schien sympathisch zu sein und Elisa wollte wissen, was das Angebot war. „Ja, aber was wissen Sie über den Klimawandel?“ „Komm mit mir und ich zeige dir, wo ich wohne und was ich mache.“ Elisa war unsicher, ob sie der Frau trauen sollte, aber sie entschied sich mitzugehen. Sie stieg in den Traktor ein. Elisa und die alte Frau fuhren aus der Stadt raus.
Die fremde Frau
„Sie kennen meinen Namen“, stieß Elisa hervor, „aber ich kenne Ihren nicht. Wie heißen Sie denn?“ Die Frau lachte und ihre Schultern bewegten sich mit den holprigen Bewegungen des Traktors mit. „Ach, du kannst mich ruhig duzen. Ich bin Birgit und 67 Jahre jung. Keine Angst, Kleine, dir wird es sicher gefallen.“ Elisa wurde langsam unruhig. Sie fragte sich, ob es die richtige Entscheidung war, einfach bei einer fremden Frau einzusteigen. Sie kam aber zu dem Schluss, dass ihr die Umwelt einfach zu wichtig und ihre Neugierde zu groß waren. Außerdem schien Birgit echt lieb zu sein. Elisa guckte zu ihr hinüber. Ihre grauen Haare wehten im Wind und sie saß gelassen auf dem Fahrersitz. Dann fing sie an zu sprechen.
„Ich war früher Umweltingenieurin. Also um deine Frage zu beantworten: ich weiß viel über den Klimawandel und darüber wie man ihn bekämpfen kann.“ „Umweltingenieurin? Was haben Sie als Umweltingenieurin gemacht?” „Ich habe neue Technologien erfunden. Mit diesen neuen Technologien kann man Energie schaffen, ohne das Klima und die Umwelt zu beschädigen.“ „Oh, wirklich? Ich habe noch nicht viel von solchen Technologien gehört!“
Der Traktor bog von der Hauptstraße auf einen Waldweg ab. Sie fuhren in einen dichten Wald.
„Warum fahren wir in den Wald?“, fragte Elisa. Vor einem kurzen Moment dachte sie noch, sie könne von Birgit etwas über den Klimawandeln lernen, aber jetzt hatte sie Angst. War es eine gute Idee gewesen mit dieser unbekannten Frau mitzufahren? „Keine Angst, Elisa. Ich wohne weiter weg von der Stadt. Es ist besser ohne Smog und Lärm zu leben.“ Elisa war unsicher, ob das wirklich der Grund war. Nicht viele wohnten im Wald. Es war wirklich sehr abgelegen und den Kindern wurde immer abgeraten ihre Zeit dort zu verbringen. Elisa war trotzdem des Öfteren dort, weil sie die Natur so liebte. Aber nur tagsüber und jetzt wurde es langsam dunkel. Ein Haus hatte sie da noch nie gesehen. „Der Wald ist groß und ich kenne sicher nicht alle Ecken“, versuchte sie sich zu beruhigen „und die Dame ist doch harmlos“, aber plötzlich fielen ihr die älteren Frauen aus den Krimis und Horrorfilmen ein, die Kinder entführten.
Sie bekam Angst und fing an, unruhig auf ihrem Sitz hin und her zu wippen. Wie dumm sie doch war, einfach bei einer fremden Frau einzusteigen. Die Umwelt war ihr zwar wichtig, aber ihr Leben war ihr dann doch zu kostbar. „Was soll ich jetzt nur machen und wie soll ich aus dieser Lage herauskommen, in die ich mich selber gebracht habe. Mein Handy habe ich zu Hause vergessen und meinen Eltern habe ich noch nicht einmal gesagt, wo ich bin… Wie kann man nur so blöd sein und so handeln, wie ich es gerade getan habe. Jedem kleinen Kind wird beigebracht, sich auf solche Angebote von Erwachsenen nicht einzulassen!“, dachte sie sich. Sie grübelte noch weiter darüber nach, wie die Frau so viel über sie wissen konnte. Alles kam ihr sehr eigenartig vor. „Du wirkst plötzlich ganz still… was ist nur los mit dir, Elisa? Deine Mutter hat mir immer gesagt, du seist ein sehr aufgewecktes und selbstbewusstes Mädchen“, wandte sich die alte Dame an das verzweifelte Mädchen. „Mich wundert es nur, dass wir durch den Wald fahren. Mir liegt die Natur zwar sehr am Herzen und ich tue vieles, um sie zu schützen, aber vom Wald wird einem immer abgeraten“, wunderte sich das Mädchen.
Eine Hütte im Wald
Der Traktor stoppte vor einer Hütte. Die Hütte war sehr alt und zerfallen. „Komm mit. Drinnen ist es gemütlicher“, sagte die Frau ruhig. „Nein, warum haben sie mich hier hin gebracht? Ich gehe jetzt nach Hause!“, rief Elisa panisch und erschreckte sich selbst über ihre heftige Reaktion. Elisa spürte nun deutlich, dass es eine schlechte Idee gewesen war, mit der Frau mitzugehen. „Wohin gehst du? Ich habe dich hier hin gebracht, meinst du, du kannst einfach fliehen?“, Die Frau wurde wütend. Elisa lief ohne weiter nachzudenken los. So schnell sie konnte. Sie hinterfragte ihre Handlung nicht. Es passierte einfach automatisch. Hier war etwas ganz falsch. Es stimmte was nicht mit der Situation. Die Frau stieg mit einem Stein in der Hand auf den Traktor. Sie holte Elisa ein und schlug ihr mit dem Stein heftig auf den Kopf.
Elisa wachte auf. Sie war in einem dunklen Zimmer. Ihre Hände waren in Handschellen. Zudem war sie schweißgebadet und hatte panische Angst. „Ach wie naiv die Kinder von heute sind“, sprach die Frau im Singsang. „Wie kann man nur einer fremden Person vertrauen, du meinst auch nur, weil ich alt bin kann ich nichts mehr…“. Elisa blickte herum und ihr wurde schwindelig. Sie konnte überhaupt nicht fassen, was grade passierte. „Was wollen Sie von mir?“, fragte Elisa verzweifelt. „Bitte, meine Eltern sind nicht reich, wir können wirklich nichts bieten…“. Elisa fing an zu weinen. „Lassen Sie mich einfach gehen. Bitte!“, flehte sie. „Ich habe dich hierhin gebracht, um die Umwelt zu retten, ganz nach deinem Interesse. Und ob du mir glaubst oder nicht, genau das mache ich.“ Sie holte eine Kamera. Elisa kannte sich zwar nicht gut mit Kameras aus, aber diese schien von hochwertiger Qualität zu sein. „Ich verstehe nicht …“, stotterte Elisa. „Sie sind doch krank!“, sprudelte es nun wütend aus ihr heraus. „Wissen sie wie man der Umwelt hilft? Indem man weniger Fleisch ist, den ÖPNV ausbaut, Nahrungslieferketten nachhaltiger gestaltet und nicht so! Sie sind komplett verrückt.“ Die Frau schien zufrieden. „Wie fühlt es sich an, da so hilflos eingesperrt zu sein?“, fragte sie und stellte sich hinter die Kamera.
„Lassen sie mich frei!“, schrie Elisa und weinte. „Seht ihr das?“, sprach die Frau in die Kamera. „Und die Tiere fühlen sie sich wie dieses junge Mädchen! Sie weinen in den Ketten, sie schreien in den Käfigen. Aber niemand hört sie! Und warum? Weil wir Fleisch oder Pelz haben möchten? Und wir zerstören die Umwelt mit unserem unersättlichen Konsum. Hört ihr jetzt? Hört ihr, wie sich jemand unschuldiges im Gefängnis fühlt?!!“. Elisa weinte heftig und hörte nicht auf. Die Frau nahm die Kamera mit und ging weg. Sie lud das Video auf ihren Laptop und danach auf ihrer Web Page hoch.
Das Video hatte nach kurzer Zeit viele Klicks. Alle schauten es sich an. Die Fans von Birgit waren aus aller Welt. Aber es gab auch Menschen, die meinten, was Birgit machte, verstoße gegen die Menschenrechte. „Aber die Umwelt ist wichtiger als das Leben eines Mädchens!“, sagten Birgits Anhänger. „Wir müssen an die ganze Welt denken. Was sie macht, zeigt wie schrecklich wir uns gegenüber den Tieren benehmen und was wir machen müssen, um die Welt zu retten.“ Es gab eine große Diskussion im Internet. Einige argumentierten auch, das Leid, das Elisa verspürte, repräsentiere das Leid künftiger Generationen, die unter dem Klimawandel leiden würden, und ihre Anhänger meinten, dies sei die einzige Art Politiker auf die Dringlichkeit der Situation aufmerksam zu machen.
Die Tür des Zimmers, wo Elisa sich befand, öffnete sich. Ein Lichtkegel flutete den Raum. Elisa erblickte ihre Hände in Handschellen. Dann schaute sie auf. Über ihr stand die Frau. „Na, wie fühlt es sich an, was gegen den Klimawandel zu tun?“. Elisa war ganz übel und sie sah alles verschwommen. „Bitte lassen sie mich gehen… meine Eltern machen sich Sorgen… Bitte!“. „Liebes, ich würde dich gerne frei lassen, aber so viel Aufmerksamkeit habe ich noch nie bekommen. Ich kann dieses Mal wirklich etwas bewirken. Weißt du, wie viele Technologien ich erfunden habe, wie sehr ich mich jahrelang politisch engagiert habe? Auf wie vielen Demos ich war, wie viele Artikel, Beiträge und sonst was ich zum Thema geschrieben habe? Und man wird einfach nicht ernst genommen. Das Ganze ist doch auch in deinem Interesse, Liebes… oder etwa nicht?“. Elisa blieb stumm. Sie war zu erschöpft, zu überwältigt von der ganzen Situation.
Die Frau trat beängstigend nah an Elisa ran und beugte sich zu ihr runter, sodass ihre Stirnen sich fast berührten. „Dir ist schon klar, was dir am Ende dieser Geschichte passiert, nicht?“ Elisas Herz pochte. Mit einer ruckartigen Bewegung stellte sich die Frau wieder hin und guckte in die Kamera. Sie sprach laut und deutlich: „Letztendlich wird Elisa sterben müssen. Leider. Genauso wie es jeder Spezies widerfahren wird, wenn wir nicht was gegen den Klimawandel unternehmen. „Ja“, betonte sie „letztendlich trifft es jede Spezies, auch den Menschen, egal wie unmöglich diese Vorstellung scheint und die liebe Elisa trifft es schon in zwei Tagen.“
Alles für die Umwelt
Das Video bekam Millionen von Klicks. In Kürze erreichte es natürlich auch die Polizeistation in Dunkelwald. Der Polizist Karl öffnete den Link des Videos und schaute es sich aufmerksam an. „Oh! Das ist schrecklich! Fritz, Schau mal!“ Er rief nach seinem Kollegen. „Was schaust du dir da an? Was ist das?“, fragte Fritz. Die Polizisten spielten das Video von vorne, um wirklich alle Details beachten zu können. „Wie kann man nur einem jungen Mädchen so etwas Abscheuliches und Schreckliches antun! Absolut unmöglich sowas!” Karl kochte vor Wut. „Karl“, unterbrach in Fritz, „ich kenne diese Frau.“ „Du kennst sie?!“ „Ja, sie ist eine Klimaaktivistin, sehr extravagant. In den letzten Jahren hat sie immer wieder mal solche moralisch fragwürdigen Aktionen gebracht, um auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Letztes Jahr hat sie ein Feld angezündet. Sie wollte zeigen, wie die Welt aussehen würde, wenn die Temperaturen steigen und nichts mehr wachsen würde. Aber das hier ist wirklich eine ganz andere Liga.“ „Das ist doch krank!“, rief Karl. „Warum ist sie nicht im Gefängnis?“ „Ich weiß nicht“, sagte Fritz, „aber ich finde das, was sie macht gar nicht so schlecht und eigentlich sogar notwendig. Die Umwelt ist sehr wichtig, aber es ist den Menschen nicht klar, wie die Welt mal aussehen wird oder überhaupt unter welchen Bedingungen künftige Generationen mal leben werden, wenn jetzt nichts unternommen wird. Der Gedanke ist zu abstrakt. Sie macht ihn doch nur greifbar.“ „Ja, die Umwelt ist wichtig. Und das Leben des jungen Mädchens etwa nicht? Wir müssen Wege finden, der Umwelt zu helfen ohne die Menschenrechte zu verletzen. So was ist krank! Das siehst du doch genauso oder etwa nicht?“ Fritz zögerte einen Moment und man merkte, wie er überlegte. Dann sagte er schließlich: „Ja, du hast natürlich Recht!“ Er überlegte erneut kurz und redete nun hastiger: „Karl, vielleicht weiß ich, wo das Video aufgenommen wurde. Im Wald neben unserer Stadt gibt es eine alte Hütte. Ich habe die Frau dort einmal gesehen.“ „Ja dann haben wir keine Zeit zu verlieren. Schnell los!“
„Bitte, lassen Sie mich frei!“, weinte Elisa. „Hast du mich nicht gehört, Elisa? Du musst für unser Klima sterben. Es sollte für dich doch eigentlich eine große Ehre sein, nicht? Klimaaktivistin?“ Plötzlich hörte Elisa Polizeisirenen. Die Sirene näherte sich. „Ist es möglich? Wird mich jemand retten?“ Elisa hatte ein bisschen Hoffnung. „Öffnen Sie die Tür!“, befahl eine tiefe autoritäre Stimme. „Sofort!“ Birgit schaltete ganz ruhig und gelassen die Kamera ein und sprach ebenso ruhig, sodass es fast furchteinflößend war: „Naja, eigentlich hatte ich vor die kleine Elisa erst in zwei Tagen umzubringen, aber es sieht so aus, als hätten wir spontan Besuch bekommen.“ Sie drehte sich zu Elisa, die vor Angst zitterte. Birgits Auge zuckte. „Sieht ganz so aus, als wollten deine Polizistenfreunde deinen Todestag vorziehen.“ Es klopfte stärker an der Tür. „Machen sie jetzt sofort auf oder wir treten die Tür ein“, unterbrach die tiefe Stimme Birgits Monolog. Ein lauter Schlag erschallte und die Tür krachte ein. „Hilfe! Hilfe!“, rief Elisa. Die Polizisten stürmten in das Zimmer herein. Die Frau zog eine Pistole heraus und zielte auf Elisa. „Hände hoch!“, rief der Polizist und zielte mit seiner Pistole auf Birgit. Birgit lächelte in die Kamera, man merkte wie sehr sie den Moment genoss. „Ihr wisst es. Ich mache alles für die Umwelt.“ Und sie schoss. Vor Elisas Augen wurde es dunkel.
Weitere Informationen zum Projekt „Fantasie kennt keine Grenzen" findest du über diesen Link.
Ein Beitrag von:
Helena Křampková Valková vom Gymnasium Františka Švantnera in Nová Baňa und Triziah Etarukot vom Kopernikus-Gymnasium in Rheine
Helena Křampková Valková vom Gymnasium Františka Švantnera in Nová Baňa und Triziah Etarukot vom Kopernikus-Gymnasium in Rheine
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