Xiao Wenxing war 2008 eine der ersten Schülerinnen in China an einer FIT-Schule – also einer Schule, die vom Goethe-Institut betreut wird. Nach ihrem Schulabschluss der Shenzhen Mittelschule hat sie sich 2011 erfolgreich um ein Stipendium beworben. Nun studiert sie Chemie an der Technischen Universität Chemnitz.
Wann hast du mit dem Deutschunterricht begonnen und warum hast du damit begonnen?
Die Shenzhen Mittelschule ist Ende 2008 PASCH-Schule geworden. Ich war eine der ersten Schülerinnen, die in der Schule Deutsch lernen konnten. Ich fand es damals interessant, eine zweite Fremdsprache zu lernen – eine Sprache neben Englisch. Und es gibt noch einen weiteren Grund: Viele Leute können ausgezeichnet Englisch sprechen. Es ist nicht leicht, erfolgreich zu werden, wenn man nur Englisch kann. Die Wettbewerbsfähigkeit kann erhöht werden, wenn man noch mehr Fremdsprachen lernt.
Was hat dir im Unterricht immer besonderen Spaß gemacht?
Als ich in der Shenzhen Mittelschule Deutschunterricht hatte, fand ich die Spiele zum Thema Weihnachten besonders interessant, zum Beispiel, bestimmte Arten eines Quiz. Mit diesen Spielen haben wir nicht nur die Atmosphäre von Weihnachten fühlen können, sondern wir haben auch einen großen Wortschatz über Weihnachten gelernt. Anders als beim traditionellen Sprachenlernen haben wir persönlich erlebt, dass wir in einer entspannten Umgebung auch viel lernen können.
Wann kam dir die Idee, in Deutschland Chemie zu studieren?
Ich bekam die Idee, nachdem ich das LANXESS-PASCH-Stipendium bekommen habe. LANXESS ist ein sehr bekanntes Chemie-Unternehmen. Ich habe damals die Dokumente gelesen und herausgefunden, dass die deutsche Chemie (Grundlagenforschung und chemische Produkte) weltweit sehr anerkannt sind. Damals hat sich eine gute Freundin von mir entschieden, das Studium in China zu beenden und in Großbritannien Architektur zu studieren. Sie mochte schon immer Architektur. Deshalb wollte ich nun Chemie in Deutschland studieren.

Welche Erfahrungen machst du gerade in Chemnitz beim Studium?
Ich fand den Anfang des Studiums besonders schwer. Ich konnte im Unterricht nichts verstehen, weil meine Fachrichtung früher nichts mit Chemie zu tun hatte. Wegen des besonderen deutschen Universitätssystems haben wir in den Vorlesungen und Übungen keine Lehrbücher. Deshalb war ich in den ersten drei Wochen ziemlich niedergeschlagen. Aber ich habe schnell meine Lernmethoden gefunden: Ich habe die entsprechenden Fachwörter aus den Präsentationen der Vorlesungen aufgeschrieben und dann gelernt. Die Professoren und die Assistenten wiederholen diese Wörter immer wieder.
Eine sehr wichtige Sache ist auch, dass die Professoren und die deutschen Studenten sehr nett zu uns Ausländern sind. Zum Beispiel weiß Prof. Mehring, dass wir chinesische Studenten im ersten Semester des Studiums sind und unser Sprachniveau noch nicht so gut ist – genauso, wie unser Fachwissen. Deshalb hat er für uns ein spezielles Tutorium eingerichtet. Einmal habe ich mich zum Beispiel ein wenig beschwert, dass wir nicht wissen, wie wir die Fachwörter sammeln und lernen können. Er ist dann mit uns zur Buchhandlung gegangen und hat uns Bücher gezeigt, die für das deutsche Abitur wichtig sind. Dort stehen wichtige Begriffe und Formeln drin. Dieses Erlebnis hat mich sehr beeindruckt.
Ich finde die Praktika mit den Experimenten besonders interessant, weil ich viel selbst machen und die Inhalte im Unterricht überprüfen kann. Normalerweise haben wir ein bis zwei Praktika mit Experimenten pro Woche. Jedes Praktikum dauert acht Stunden.
Wie hast du dir das Studium und dein Leben in Deutschland vorgestellt und wie ist es jetzt?
Bevor ich nach Deutschland ging, dachte ich, dass ich während des Studiums großen Druck haben würde. Ich muss die Schwierigkeiten in der Sprache und im Fachwissen meistern. Nun finde ich aber, dass es nicht so anstrengend ist, wie ich dachte. Ich habe mich schnell an das Studium und Leben in Deutschland gewöhnt. Vielen Problemen, die ich erwartet hatte, bin ich nicht begegnet. Das Leben an der Uni ist sehr abwechslungsreich und die deutschen Studenten vom gleichen Fach laden mich oft zum Essen ein.
Ein Beitrag von:
Die Fragen stellte Dr. Peter Jandok (Experte für Unterricht am Goethe-Institut China)
Interviewpartnerin: Xiao Wenxing, Studentin der Chemie an der TU Chemnitz
Schule:
Shenzhen Mittelschule, China