Seit einigen Monaten wird in Frankreich über die Frage der „Heirat für alle“, also die „Homo-Ehe“ diskutiert. Diese Frage wird ganz heiß diskutiert und teilt die Bevölkerung Frankreichs in zwei Lager.
Der Kampf ums Recht
Schon immer kämpfen die Menschen um neue Rechte. Die Freiheit der schwarzen Sklaven, die Emanzipation der Frauen sind dafür Beispiele. Im 21. Jahrhundert geht es um die Rechte von Minderheiten.
PACS
Am 13. Januar letzten Jahres findet die erste Demonstration für die „Heirat für alle“ in Paris statt. An ihr nehmen zwischen 340.000 und 900.000 Demonstranten teil. An der Demonstration nehmen insbesondere homosexuelle Paare, Eltern, Jugendliche und Kinder homosexueller Paare teil … Nach dem Institut für Statistik (INSEE) stellen die homosexuellen Paare nur 0,6 Prozent der französischen Bevölkerung dar, aber viele Leute unterstützen sie. Im Jahre 1999 kommt eine Gesetzesreform und führt einen „eheähnlichen Vertrag zwischen Partnern“, genannt „PACS“ ein. PACS gibt den Homosexuellen aber nicht die gleichen Rechte wie heterosexuellen Paaren. Insbesondere, was das „Sorgerecht“ oder Adoptionsrecht betrifft. Deshalb haben viele Länder die homosexuelle Heirat eingeführt, wie gewisse Staaten in Amerika (Quebec seit 2004, Mexiko seit 2009), Holland seit 2001, Belgien seit 2003, Dänemark seit 2012 ... Und Frankreich?
Ein neues Gesetz für Frankreich
Am 7. November 2012 stellte Christiane Taubira, die französische Justizministerin, den Gesetzesentwurf für die „Heirat für alle“ in der Nationalversammlung vor. Das Gesetz soll den homosexuellen Paaren erlauben, denselben Namen zu haben, als Gatte im Ausland anerkannt zu werden, und es soll beiden Eltern ermöglichen, das Sorgerecht auszuüben. Also ein Kind zu haben und zu adoptieren.
Aber nicht alle Franzosen sind damit einverstanden. Es gab Demonstrationen gegen die Homo-Ehe. Am 13. Januar dieses Jahres marschierten 340.000 Personen (nach Angaben der Polizei) bzw. 800.000 (laut den Organisatoren) gegen die „Heirat für alle“ mit Slogans wie "Alle, die aus der Vereinigung eines Manns und einer Frau hervorgegangen sind“. Zahlreiche Politiker waren anwesend, wie zum Beispiel der Präsident der bürgerlichen Rechten (UMP), Jean-François Copé, oder Verantwortliche der rechtsextremen “Front National“.
Die Kirche ist auch gegen diesen Gesetzesentwurf. Papst Benedikt XVI. hat die Katholiken dazu aufgerufen, dagegen zu kämpfen. Für ihn handelt es sich um ein Gesetz wider die „Natur“.
Nach der Lesung und der Abstimmung in der Nationalversammlung wird der Gesetzesentwurf trotz der starken Opposition wahrscheinlich am 4. April 2013 vom Senat verabschiedet werden.
Interview PRO/CONTRA
PRO: Sophie El Arras, 23, Krankenschwester
Bist du gegen oder für die Homo-Ehe?
Ich bin dafür. Ich sehe keinen Unterschied zwischen einem homosexuellen oder einem heterosexuellen Paar, wenn es Liebe gibt. Die leben genauso gut zusammen. Für mich ist es eine Form der Diskriminierung.
Was denkst du über die Demonstrationen gegen den Gesetzesentwurf?
Die Leute haben Vorurteile. Ich denke, dass manche durch ihre Religion oder ihre Verwandten beeinflusst werden. Man demonstriert nicht gegen die Rechte von Leuten! Diese Demonstranten haben das Gefühl, dass ihre Vorstellung von Familie davon berührt wird, es kann sein, dass sie das erschreckt.
Und was die Kinder anbetrifft?
Ich denke, dass das ein Fortschritt ist, weil bis jetzt nur ein einziger „Elternteil“ das Sorgerecht bekommen kann. Mit dem Gesetz gibt es einen Fortschritt.
Ich denke, dass ein homosexuelles Paar fähig ist, sich um Kinder zu kümmern. Und wenn sie als Eltern adoptieren wollen, müssen sie viele Tests bestehen.
CONTRA: Jerémie Schmit, 18, Schüler
Bist du gegen oder für die Homo-Ehe?
Ich bin dagegen. Das Prinzip steht im Widerspruch zur Ehe, die nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden kann. Die Heirat führt zur gemeinsamen Nachkommenschaft. Zwei Personen mit demselben Geschlecht werden nie ein Kind in die Welt setzen können.
Ich bin nicht gegen einen „eheähnlichen“ Vertrag. Aber das sollte nicht „Ehe" genannt werden. Man sollte dem zivilen „Ehevertrag für Gleichgeschlechtliche Partner“ (in Frankreich PACS genannt) mehr Rechte geben.
Und was die Kinder anbetrifft?
Die Kinder werden vielen Spott in der Schule ertragen müssen. Sie werden sich viele Fragen stellen. Was werden die Eltern dazu sagen? Du hast einen Vater (oder eine Mutti) den (oder die) du niemals gesehen hast? In dieser Geschichte denkt man nicht genug an die Kinder. Sie werden Mühe haben, sich zu integrieren.
Ich möchte auch klarstellen, dass ich nicht gegen Homosexuelle bin.
Ein Beitrag von:
Clémence Camier
Schule:
Lycée Cassini (Frankreich)