

2 Jahre nach dem Erdbeben
Schon fast zwei Jahre sind seit der beispiellosen Katastrophe im Nordosten Japans vorbei. Ende Februar 2013 haben sich in einem Café in Tokyo ein PASCH-Lehrer und ein ex-PASCH-Schüler getroffen und über die vergangenen Jahre sowie die gegenwärtige Lage gesprochen. Die beiden beschäftigen sich sehr stark mit dem Katastrophengebiet seit dem Erdbeben am 11. März 2011.
Yamazaki: Hi, wie geht’s?
Eguchi: Danke, gut. Und dir?
Yamazaki: Auch gut, danke.
Bedienung: Guten Tag!
Yamazaki: Tag! Ich hätte gern eine Tasse Kaffee.
Eguchi: Für mich bitte auch.
Yamazaki: Es ist schon fast 2 Jahre her, seit sich in Japan das große Erdbeben ereignete, und heute möchte ich mit dir an die vergangenen Jahre zurückdenken, über die jetzige Situation sprechen, auch an die Zukunft denken und so weiter und so fort.
Eguchi: Ja, darüber wollte ich auch mit dir reden.

Frau aus Fukushima und Yuma Eguchi
Yamazaki: Danke. Wie findest du die heutige Situation in Japan? Ist die Lage denn besser geworden oder eher schlimmer?
Eguchi: Na ja, wenn man in Tokyo lebt, hat man das Gefühl, dass die Katastrophe so sehr zur Vergangenheit gehört, als ob das schon vor Jahrzehnten passiert wäre. Dafür interessiert man sich immer weniger, finde ich.
Yamazaki: Das heißt?
Eguchi: Das Leben sieht ja ganz normal aus. Mindestens hier in Tokyo. Die Leute wohnen, arbeiten, studieren, lernen und spielen genauso wie früher, oder? Als ob nichts passiert wäre.
Yamazaki: Und? Hältst du das für positiv oder negativ?
Eguchi: Beides. Also, letztes Jahr im März haben ungefähr 100 Schülerinnen und Schüler aus ganz Asien am Internationalen Deutsch-Camp in Gotemba teilgenommen. Das hat mich echt gefreut! Auch im August dieses Jahres findet wieder ein Deutsch-Camp in Tokyo statt. Auf der Straße kann man wieder so viele Ausländer sehen wie vor dem Erdbeben.
Yamazaki: Tokyo belebt sich wieder!
Eguchi: Genau. Aber negativ ist sicherlich, dass uns manchmal das Interesse fehlt.
Yamazaki: Das Interesse an was?
Eguchi: Zum Beispiel an der Sicherheit gegen Erdbeben. Ich bin weder Seismologe noch Meteorologe, aber es werden sicherlich in der Zukunft noch ein paar große Beben kommen. Wie viele Leute treffen denn schon für das nächste Beben Vorsorge? Ich habe Angst. Und es fehlt manchmal auch das Interesse an den Opfern, also an den Menschen im Nordosten.
Yamazaki: Übrigens, wie geht es denn den Leuten aus Fukushima jetzt?

Gegend um Fukushima
Eguchi: Ich habe als freiwilliger Helfer für Futaba-Machi (Ost-Fukushima) gearbeitet. Die meisten Bürger sind von dort her in meine Stadt umgezogen. Meine Stadt liegt nördlich, in der Nähe von Tokyo. Den Flüchtlingen habe ich ab und zu in der Notunterkunft beim Kochen, beim Zuschneiden von Wellpappe etc. geholfen.
Manchmal habe ich auch den Geschichten der Menschen zugehört. Sie haben mir viel vom Erdbeben erzählt, wollten aber nur ganz selten über die Zukunft reden. Sie haben noch Angst davor, dass sie vielleicht keine Zukunft mehr haben können, denn viele Leute können noch nicht in ihre Heimat zurückkehren. Aber einer hat mir einmal gesagt: „Eguchisan, auch für euch möchte ich unsere zerstörte Heimat wieder aufbauen. Ich weiß nicht wann, aber besucht dann bitte unsere Heimat, Fukushima!“ Diese Worte werde ich nie vergessen!
Yamazaki: Ja, ich habe deinen Artikel darüber im PASCH-Blog gelesen. Fukushima und Miyagi besuche ich seit der Katastrophe öfters.
Eguchi: Ja, ich weiß. Über deine freiwillige Arbeit im Nordosten hat dich ein Schüler interviewt. Den Artikel habe ich mehrmals gelesen. Wie ist nun die Lage in Fukushima?
Yamazaki: Letztes Jahr im September bin ich wieder nach Naraha-Machi gefahren. Diese Stadt hatte ich auch einmal vor der Katastrophe besucht. Sie liegt nur 14 km südlich von dem Atomkraftwerk. Hier steht seit dem Erdbeben am 11. März 2011 immer noch die Zeit still. Früher gab es dort nicht Wildnis und Ruinen, sondern Reis- und Gemüsefelder. Heute wächst dort nur noch Unkraut.
Eguchi: Aber außerhalb der Sperrzone ist schon fast alles in Ordnung, nicht?

Yusuke Yamazaki, Deutschlehrer
Yamazaki: Naja, teilweise. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel im Süden von Minami-Soma gearbeitet. Da braucht man noch Hilfe. Diese Stadt liegt nur 17 km nördlich vom Atomkraftwerk entfernt und grenzt direkt an die Sperrzone. Oder in Sendai (Großstadt in Miyagi) zum Beispiel; da habe ich auch ein bisschen als freiwilliger Helfer gearbeitet. In der Stadtmitte war zwar alles in Ordnung, aber an der Küste muss noch der Boden,der überschwemmt wurde, abgetragen werden. Vom Freiwilligen-Zentrum in Sendai habe ich neulich eine Mail bekommen. Dort braucht man immer noch Hilfe beim Abtragen der Erde.
Eguchi: Aha, der Weg zum Wiederaufbau ist also noch lang.
Yamazaki: Naja, wichtig ist dabei, dass wir auf jeden Fall zusammenarbeiten, Hand in Hand. Und zum größten Teil ist Japan schon wieder in Ordnung, wie du schon gesagt hast. Das finde ich gut.
Eguchi: Ja. Es kommen wieder so viele Besucher und Geschäftsleute nach Japan wie früher. Das ist ja schon ein Zeichen für die Rückkehr zur Normalität, oder?
Yamazaki: Genau. Hoffentlich kommen noch mehr Leute nach Japan. Wir haben viele Sehenswürdigkeiten. Übrigens, trinkst du noch eine Tasse Kaffee?
Eguchi: Ja, gerne.
Yuma Eguchi, 21, lernte früher an der Waseda Universitätsoberschule, arbeitet seit Ende März 2011 oft für die Flüchtlinge aus Futaba-Machi im Zufluchtsort in Saitama als freiwilliger Helfer.
Yusuke Yamazaki, 35, unterrichtet an der Waseda Universitätsoberschule Deutsch, arbeitet seit Anfang April oft im Norden von Fukushima und im Süden von Miyagi als freiwilliger Helfer.
Yusuke Yamazaki, 35, unterrichtet an der Waseda Universitätsoberschule Deutsch, arbeitet seit Anfang April oft im Norden von Fukushima und im Süden von Miyagi als freiwilliger Helfer.
Ein Beitrag von:
Yuma Eguchi
Yuma Eguchi
Schule:
ehemals Waseda Universitätsoberschule Tokio, Japan
ehemals Waseda Universitätsoberschule Tokio, Japan
Danke, dass ihr euch direkt um die Betroffenen sorgt und kümmert!
danke für deinen Kommentar!
Yusuke