Die Begriffe „Weihnachten“ und „Schuhkarton“ scheinen auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben. Umso verständlicher, dass man nicht nur von Schülerinnen und Schülern irritierte Blicke erntet, wenn man beide in einem Satz verwendet. Wie bitte schön, verpackt man Weihnachten in einen Schuhkarton?
Klarer wird es, wenn man die Idee der sozialen Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ näher betrachtet. In mehreren deutschsprachigen Städten sammeln jedes Jahr zu Weihnachten Menschen, denen es gut geht, Geschenke für Kinder in Not, um diese vorwiegend nach Osteuropa zu verschicken. Praktischerweise in einem Schuhkarton. Um dort zu helfen und ein Lächeln in die Gesichter der Kinder zu zaubern.
Als Schule in Ägypten müssen die Geschenke hier nicht so weit reisen, denn auch hier gibt es viele Kinder in Not. Und so hat sich die Neue Deutsche Schule Alexandria entschlossen, dieses Projekt vor Ort durchzuführen und den krebskranken Kindern des Kinderkrankenhauses
El Shatby eine Freude zu machen und ihnen zu zeigen, dass es Menschen gibt, die an sie denken. Menschen, denen es in einem Entwicklungsland relativ gut geht, die Bildung erhalten, die Chancen auf ein besseres Leben haben und denen manchmal gar nicht bewusst ist, wie gut es ihnen geht.
Anders als den Kindern der Krebsstation des örtlichen Krankenhauses. Das Krankenhaus bekommt zwar die Gehälter der Angestellten durch den Staat bezahlt, kann den Rest jedoch nur über Spenden finanzieren. Jeden Tag nehmen die Kinder mit ihren Familien, die aus ganz Ägypten kommen, den Weg zu ihrer Behandlung auf sich. Und diese Behandlungen sind teuer, nervenaufreibend und noch nicht einmal eine Garantie dafür, dass der Krebs besiegt werden kann. Und so ist es kein Wunder, dass diese Kinder vor allem eins brauchen: Hoffnung.
Mehrere Wochen haben sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 9 an der Neuen Deutschen Schule Alexandria Gedanken über die Geschenke gemacht und Schuhkartons verziert, um sie anschließend persönlich übergeben zu können. Und dies war gar nicht so einfach. Denn eine Bedingung war, dass die Geschenke nicht gekauft sein durften. Wie einfach wäre das gewesen! Helfen ist aber nicht immer einfach und helfen bedeutet eben auch, dass man sein eigenes Leben, seinen eigenen Besitz reflektiert und davon abgeben kann. Diese Gedanken der Selbstlosigkeit und des Gebens sind nicht nur in der christlichen Denkweise verankert, sondern auch in der muslimischen Tradition ein fester Bestandteil.
Und damit diese Hilfe für die Schülerinnen und Schüler nicht nur abstrakt bleibt, erhielten die Klassensprecher der Klassen 5 bis 9 am 14. Dezember 2013 die Möglichkeit, persönlich Weihnachtsmann zu spielen. Gemeinsam mit dem Schulleiter Herrn Busch, der Kunstlehrerin Frau Heida und der Klassenlehrerin Frau Walz fuhren die Kinder zum Krankenhaus, wo sie die Geschenke den Kindern der Krebsstation übergeben konnten. Leuchtende Augen erwarteten die Schülerinnen und Schüler und große Freude über Malstifte und -bücher, Legosteine, Puppen, Autos, Spiele und persönliche Briefe. Da spielte es dann keine Rolle mehr, dass die Geschenke nicht gekauft waren, denn es zählte der Gedanke, der Wunsch zu helfen und eben die Gabe an sich.
Mit der Ärztin, Dr. Hoda Hassab, besichtigten die Schülerinnen und Schüler anschließend noch das Krankenhaus, zum Beispiel die Station für die Chemotherapie und zahlreiche weitere Behandlungsräume. Für das Video, welches die 7. Klasse im Rahmen des Deutschunterrichtes über die Aktion drehte, wurden zahlreiche Fotos gemacht und ein Interview mit Dr. Hoda Hassab geführt, in denen es vor allem darum ging, wie so ein Krankenhaus funktioniert. Hierbei erfuhren die Schülerinnen und Schüler nicht nur, wie viele Patienten aufgenommen werden können, sondern auch, dass ein Teil des Krankenhauses vor einigen Jahren bei einem Erdbeben einstürzte, wobei viele Patienten starben. So etwas macht nachdenklich.
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Nach diesem Tag steht jedenfalls für jeden der Beteiligten fest, dass diese Aktion vollkommen gelungen ist und wohl nicht zum letzten Mal stattgefunden hat.
Ein Beitrag von:
Janina Walz
Schule:
Neue Deutsche Schule Alexandria