Auf der lit.COLOGNE 2014 liest Frank Schätzing aus seinem neuen Nahost-Thriller Breaking News und weiß dabei die ein oder andere Anekdote zu berichten.
Er ist eine der literarischen Größen Deutschlands schlechthin. Er schreibt keine Kunstromane, legt keinen Wert auf Auszeichnungen. Was Schätzing schreibt ist Kino für den Bücherwurm. Während sich andere Autoren seines Metiers mit ein paar Toten hier und da begnügen, scheut sich Schätzing nicht mit einem Monster-Tsunami mal eben halb Europa unter Wasser zu setzen, den Mond in Beschlag zu nehmen und die Läufe der Welt fundamental zu verändern. Frank Schätzing traut sich was – und hat Erfolg!
Dass es mit ein paar Seiten hier und da nicht getan ist, wird noch vor dem Beginn der eigentlichen Lesung klar. Schätzing liebt das große Spektakel, begeisterte zuletzt 2010 mit
Limit in der Lanxess-Arena und hat auch dieses Mal ein paar Überraschungen parat.
Gelesen wird diesmal in den Balloni-Hallen. Nach der Monster-Vorstellung in der Arena soll es beschaulicher zugehen. Näher dran an den Lesern. Aber nicht minder unterhaltsam!
Nachdem der Moderator ein fulminantes Audio-Spektakel angekündigt hat, wird es dunkel im Saal. Stille tritt ein. Dann erklingt leise von allen Seiten der Jingle einer Nachrichtensendung. Die Stimme eines Arabisch-sprachigen Moderators ertönt, ein weiterer gesellt sich dazu, diesmal spricht er Englisch, dann noch einer, noch einer. Die Sequenzen schwellen an, vermengen sich, werden lauter, und lauter, erheben sich zu einem ohrenbetäubenden Brummen – und es wird still. Ein Licht in der Mitte des Saals. Schätzing steht, nur von einem E-Reader angestrahlt auf der Bühne und beginnt, begleitet von Hörspielartigen Sounduntermalungen, die ersten Seiten aus seinem Buch vorzulesen.
Die Handlung ist Schätzing-typisch: Als der gefeierte Krisenberichterstatter Tom Hagen einer Story auf der Spur nach Afghanistan reist, verlässt ihn sein Glück. Eine Geiselbefreiung endet im Desaster, sein Ruf ist ruiniert. Wenige Jahre später erhält er die Chance sich zu rehabilitieren, als ihm brisante Daten des israelischen Inlandsgeheimdienstes zugespielt werden. Und das hat tödlichere Folgen als er zunächst ahnt! Als sich ihm kurz darauf die Ärztin Yael anschließt, gehen die Probleme erst richtig los … Kurzum: Es gibt eine Menge Tote und bildgewaltige Szenen en masse!
Nachdem er ein gutes Stück weit gelesen hat, unterbricht sich Schätzing und beginnt in gewohnt unterhaltsamer Manier ein paar Anekdoten und Fakten aus der Entstehungszeit des Buches zum Besten zu geben. So sei
Der Schwarm, man mag es kaum glauben, recherchetechnisch „ein Spaziergang“ gewesen im Gegensatz zu dem Aufwand, welcher für die Verfassung von
Breaking News vonnöten gewesen sei. Um eine Bereisung des Nahen Ostens sei er da nicht herumgekommen, so Schätzing.
Doch schenkt man seinen Worten Glauben, war diese nicht nur ein ganzes Stück Arbeit, sondern vor allem eines: lehrreich! „Zu Beginn meiner Recherche wusste ich auch nicht viel mehr als der durchschnittliche Tagesthemen-Gucker!“ so Schätzing. Auch habe sich ihm die Situation „dort“ in den Grenzgebieten des Gaza-Streifens ganz anders dargestellt, als man es in den Nachrichten vermittelt kriege. Der Großteil der Bevölkerung lasse sich von der Angst vor Anschlägen nicht beherrschen, lache sogar darüber, versuche der Situation durch Witze über den jeweiligen Nachbarn und sich selbst die Tragik zu nehmen. So seien Schilder an Türen mit der Aufschrift „In diesem Café findet alle zwei Abende ein Anschlag statt, der letzte war gestern“, keine Absonderlichkeit. Grundsätzlich stecke die Region voller Widersprüche, aber, so fasst Schätzing seinen Bericht zusammen, ihm sei dort vor allen Dingen eines begegnet: Menschen. Als Schätzing dann inmitten seiner Erläuterungen die israelisch-stämmige Sängerin Ofrin auf die Bühne bittet, und diese daraufhin in Abständen ein paar ihrer Songs zum Besten gibt, die direkt die tragische Thematik ihres Heimatlandes widerspiegeln, hat er die Zuhörer vollends auf seiner Seite.
Es folgen weitere Episoden aus dem Buch, stets untermalt von tongewaltigen Soundeffekten, wie man sie schon aus der von Schätzing produzierten Hörbuch-Fassung von
Der Schwarm kennt, dann lässt er die Lesung mit einem letzten Song von Ofrin ausklingen. Was eindrucksvoll begonnen hatte, endet noch eindrucksvoller und ich selbst verlasse die Veranstaltung mit einem Lächeln. Frank Schätzing hat es wieder einmal bewiesen: Mehr ist nicht unbedingt mehr – aber mehr ist geiler!
In einem Gastbeitrag aus Deutschland. Carlotta Cornelius über ihre Erlebnisse bei einer Lesung des Schriftstellers Frank Schätzing. Carlotta schreibt für das Schülermagazin K50
Ein Beitrag von:
Carlotta Cornelius, Redaktion K50, themultiplechoice.blogspot.com