Nach 9 Jahren gab es ein großes Wiedersehen als Lena Schumacher aus Schwäbisch Hall Dshamila Saburowa an ihrer Schule in Tadschikistan besuchte. Nach Saburowas Hospitation in ihrer Schule in der 4. Klasse (2005) waren sie als Brieffreunde auseinander gegangen...
Eigentlich hat mir mein weitgereister Russischlehrer zuhause in der Freien Waldorfschule Schwäbisch Hall e.V. verboten nach Tadschikistan zu reisen. Es sei dort viel zu gefährlich und überhaupt ganz anders als in Deutschland.
Richtig. Im letzten Punkt stimme ich ihm zu, aber nicht was den Gefährlichkeitsgrad betrifft: Ich kann alleine in die Stadt fahren und natürlich zur PASCH-Schule (Schule Nr. 15 in Chudschand), was auch wichtig ist, denn hier gibt es jede Menge zu tun.
Seit nun mehr als zwei Wochen bin ich hier als Freiwillige aktiv, die die Kinder im Deutsch- und Englischunterricht unterstützt, mit ihnen Lieder singt und Gitarre spielt oder auch mal Fußball spielt.
Als ich mich zu Beginn in den Klassen vorstellte, war oft die erste Frage der Schüler: “Sind Sie verheiratet?”, was mich auch jetzt noch zum Schmunzeln bringt. Aufgewachsen im deutschen Kulturkreis und mit gerade einmal 19 Jahren ist das für mich keine Frage.
Ich möchte erst einmal die Welt erkunden und dabei etwas Gutes tun. Und hier in der Schule Nr. 15 bereitet mir das große Freude und ich bin froh, die Warnung meines Lehrers beiseite getan und mich ins Abenteuer Tadschikistan aufgemacht zu haben.
Die Kinder hier gehen zwar mit Uniform zur Schule und wollen ständig Noten bekommen, doch was sie genauso lieben wie die Kinder in meinem Heimatland ist die Musik:
Mit allen Klassen habe ich auf unterschiedliche Weise das Lied “Und die Kuh die macht ‘muh’” einstudiert, welches ich selbst als Kind mit meinem Vater komponiert habe. Es ist so schön zu sehen, wie es hier Verwendung findet, aber auch wie wir Neues entstehen lassen. Die 7. Klasse beispielsweise arbeitet momentan an einem Rap über ihre Freizeitbeschäftigungen.
Letzten Freitag hatten wir einen Ehrengast zu Besuch: Der Konsul der Islamischen Republik Iran. Gemeinsam ließen wir uns mittels eines Filmes von Persepolis beeindrucken und anschließend fand noch eine muntere Fragerunde statt zu dem Königreich der Achämeniden, zum Königspalast, der Geschichte des Irans und auch zur Person des Botschafters Masoor selbst. Da die meisten Schüler Tadschikistan bislang noch nicht verlassen haben, wollten sie zum Beispiel wissen, welche Länder er schon bereist und wo er überall gearbeitet hat. Hintergrund des Besuches ist nämlich ein angestrebtes Schüleraustauschprojekt der PASCH-Schule Nr. 15 und einer iranischen Schule, die ebenfalls Deutsch lernt.
Jetzt, wo ich mit unzähligen Erfahrungen, mit der zuvorkommenden Gastfreundschaft der Tadschiken, ihrer vorzüglichen Küche (sogar für eine Vegetarierin!) und den landschaftlichen sowie kulturellen Eindrücken, weiterziehe, kann ich meinem Lehrer ausrichten:
Tadschikistan ist ein Abenteuer, aber es ist nicht so gefährlich.
Ein Beitrag von:
Lena Schumacher
Schule:
Schule Nr. 15, Chudschand, Tadschikistan