Der Schüler Thomas Esmaeili vom Lycée Montebello aus Lille in Frankreich hat mit seinem Beitrag den kreativen Schreibwettbewerb „Freiheit – Anpassung – Rebellion“ gewonnen.
Das ist mein Abschiedsbrief, der Abschiedsbrief des Kanzlers, Andreas Irgendorfs Abschiedsbrief. Jetzt bin ich sehr alt. Im letzten Jahrhundert habe ich gegen totalitäre Regime gekämpft, um den Menschen dieser Welt ihre Freiheit wiederzugeben: zuerst als Aktivist, dann als Botschafter und schließlich als Kanzler. Aber ich habe keine Zeit mehr: deshalb will ich nur von meiner Jugend erzählen, die der beste Teil meines Lebens war. Ich habe in Nordfrankreich studiert, weil meine Eltern sich Sorgen um den Krieg machten. Ich war nur fünfzehn Jahre alt, als ich zum ersten Mal über die Gründung eines Vereins nachgedacht habe. Ich hatte Lust, die Welt zu verändern, wie alle Jugendlichen. Darum habe ich ein Jahr später den „Klub, um die Welt zu retten“ gegründet. In kurzer Zeit wurde ich die beliebteste Person des Gymnasiums. Wir haben viel miteinander geredet und haben beschlossen, für Freiheit zu kämpfen. Außerdem wünschten wir uns, die verrückten Regeln der Gesellschaft zu brechen. Aber am liebsten mochten wir es, neue Kulturen zu entdecken. Deshalb sind wir viel gereist. In Italien, wo wir lange geblieben sind, haben wir erkannt, wie grausam ein faschistisches Regime ist. Aus diesem Grund haben wir an einer Untergrundbewegung gegen Mussolini teilgenommen. Wir haben Zeitungen gedruckt, wir haben stundenlang demonstriert, informiert, heimlich belauscht... Nach Mussolinis Fall sind wir nach Tschechien gefahren, wo wir ein Bohème-Leben geführt haben. Wir lebten von Luft und Liebe, lasen französische Poesie... Das war echt die gute alte Zeit! Zum Abschluss habe ich einen Rat an die Jugend: Ihr habt noch Schlachten zu kämpfen, besonders gegen die Konsumgesellschaft oder die Bestechung der Regierungen und solltet euch von den Ideen und Taten eurer Vorfahren inspirieren lassen.
Leben Sie wohl, IRGENDORF, Andreas
Bundeskanzler seiner Heimat 2017-2021
Idealist 1921-2021
Die Jugendforscher in Deutschland sagen: Statt zu rebellieren, ist Jugendlichen heute
Sicherheit am wichtigsten. Früher waren Jugend und Rebellion eins: nicht an morgen
denken, alles ausprobieren ohne an die Konsequenzen zu denken, auf die Straße gehen,
um zu demonstrieren, Sex, Drugs & Rock ‘n Roll. Doch was bedeutet „Rebellion“ heute?
Gibt es das unter Jugendlichen überhaupt noch?
Ist es „angepasst“, wenn man nach der Schule lieber gleich studieren oder einen Beruf
lernen möchte und schon an die Familiengründung denkt? Verpasst man damit eine
Chance? Ist man angepasst, wenn man Musik aus dem Radio hört und Klamotten von H&M
trägt?
Und umgekehrt: So viele Freiheiten wie heute gab es noch nie – aber was machen
Jugendliche daraus? „Freiheit“ ist einerseits eine Möglichkeit seine Träume zu
verwirklichen, andererseits ist man auch orientierungslos und hat Angst Fehler zu machen
und sich selbst bloßzustellen.
Diese und ähnliche Fragen zu den drei Schlagwörtern sollen interessierte SchülerInnen
zum Ausgangspunkt nehmen, uns ihre Geschichte zu erzählen.
Ein Beitrag von:
Thomas Esmaeili
Schule:
Lycée International Montebello
Hallo! Wir heißen Anne-Laure und Thomas, kommen beide aus Frankreich, lernen Deutsch an der Schule und berichten als Schülerreporter vom internationalen PASCH-Theaterfestival in Berlin! Fünf Tage lang haben wir die SchülerInnen interviewt, Workshoplei ...