

Stefan Zweigs Sternstunden der Menschheit: Das erste Wort über den Ozean
Sternstunden sind dramatische und schicksalsträchtige Höhepunkte in der Geschichte der Menschheit, die schicksalshaft die Zukunft beeinflussen. Das neunzehnte Jahrhundert war das Jahrhundert, in dem das Telegraphenkabel durch den Atlantik geführt wurde, und die historische Erzählung „Das erste Wort über den Ozean” handelt von dieser Sternstunde. Stefan Zweig möchte den Sieg von menschlichem Willen, von Phantasie und Technik über die Natur zeigen. Um diesen starken Willen zu beschreiben, benutzt Zweig viele Stilmittel, die sehr effektvoll und auch sehr bedeutungsvoll sind.

Schnelle Fortbewegung und direkte Kommunikation sind schon immer ein Menschheitstraum gewesen. 1837 wird der Telegraph erfunden und diese Erfindung ist zwar sehr berühmt, aber dieser Telegraph hat eine Grenze: Es gibt nur Landtelegraphen und deshalb sind Amerika und Europa völlig getrennt. Aber im Jahre 1854 wird die Idee der Verkabelung von Amerika und Europa geboren. Als Erster hat Gisborne, ein englischer Ingenieur, den Plan, ein Landkabel von New York nach Neufundland zu legen. Aber dann bietet Cyrus W. Fields, ein erfolgreicher Geschäftsmann an, dass man anstatt New York mit Neufundland zu verbinden, ein Unterseekabel nach Irland, legen kann. Ein Jahr hat es gedauert, um einen 367 Tausend Meilen langen Draht zu produzieren, aber es gibt viele Schwierigkeiten, wie die geographische Struktur und der Wasserdruck auf das tief im Ozean liegende Kabel. Am 5. August 1857 verlassen die Schiffe den Hafen und auf dem Schiff sind nur die besten Techniker, aber fünf Tage später geschieht das Entsetzliche. Das Kabel reißt und man kann das Kabel nicht wiederfinden. Am 10. Juni 1858 wird der zweite Versuch gestartet, aber dieser Versuch schlägt wieder fehl, da ein schwerer Sturm das Kabel zerstört und es unbrauchbar macht. Wieder am 17. Juli 1858 verläßt die Flotte ein drittes Mal den englischen Hafen. Dieses Mal gelingt der waghalsigste Versuch des 19. Jahrhunderts und am 28. Juli ist das Kabel fertig verlegt. Einige Tage später können zum ersten Mal Menschen von einem Ende der Welt zum anderen kommunizieren. In Amerika feiert ein ganzes Land, Cyrus W. Field wird von einer Stunde zur nächsten weltberühmt und wird zum Nationalhelden. Ungeduldig erwartet man die Botschaft der englischen Königin Victoria. Am 16. August trifft diese dann in den Abendstunden in New York ein. Millionen Stimmen jubeln und feiern – nur eine Stimme ist stumm: der elektrische Telegraph. Am 1. September funktioniert das Kabel nicht mehr und C. W. Field wird vom Nationalhelden zum Verbrecher. Sechs Jahre ruht das vergessene Kabel auf dem Meeresgrund und sechs Jahre sind in der Geschichte nur ein flüchtiger Augenblick, aber in der Wissenschaft ist genug Zeit gewesen, neue Entdeckungen und Verbesserungen zu machen. Im Jahre 1865 wird der Versuch neu gestartet mit einen neuen Schiff: „Great Eastern“. Zwei Tage vor dem Ziel reißt das Kabel wieder. Aber dieses Mal ist sich die Technik ihrer Sache schon sicher und am 13. Juli 1866 gelingt die Verlegung des Kabels endgültig.
Zweigs Intention wird in seinem Vorwort dargelegt, wo er die wenigen Augenblicke der Inspirationen eines Künstlers mit den Sternstunden der Menschheit vergleicht. Ein Künstler ist nicht vierundzwanzig Stunden am Tag kreativ, sondern nur wenige Augenblicke des Tages. Ähnlich sind die Sternstunden der Menschheit anzusehen: Millionen Jahre geschieht nichts und dann findet eine Sternstunde statt. Hier benutzt Zweig das Stilmittel des Vergleichs und deshalb können die Leser deutlich sehen, dass Sternstunden sehr bedeutungsvoll sind. Ein weiterer Vergleich ist: „Wie in der Spitze eines Blitzableiters die Elektrizität der ganzen Atmosphäre, ist dann eine unermeßliche Fülle von Geschehnissen zusammengedrängt in die engste Spanne von Zeit“ (7). Hier zeigt Zweig, dass in einer Sternstunde alles verdichtet und komprimiert ist, hier entscheidet sich, ob es weitergeht oder, ob eine Entwicklung scheitert. Diese Sternstunden bestimmen „das Leben des Einzelnen, eines Volkes und sogar den Schicksalslauf der ganzen Menschheit “ (8) und hier zeigt sich welches Stilmittel Zweig häufiger verwendert: das Stilmittel der Steigerung (Einzelner / Volk / Menschheit). Der Titel „Sternstunde“ ist auch eine Metapher, weil Sterne leuchten: „wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen“ (8). Durch die Erzählungen will Stefan Zweig diese Sternstunde nur beschreiben und nicht überbieten.
In der historischen Erzählung „Das erste Wort über den Ozean“ beschreibt Zweig Cyrus W. Fields als energievollen und aktiven jungen Geschäftsmann, der als junger Unternehmer ein großes Vermögen angesammelt hat. Indem er C.W. Fields als „diesen Unbeschäftigten, der zu jung und zu energisch ist für dauernde Untätigkeit“ (159), beschreibt, verwendet Zweig das Stilmittel der Gegenüberstellung von Gegensätzen. C.W.Fields hat einen starken Willen, der sich zeigt, als Gisborne ihn von seiner Idee des Kabels von New York nach Neufundland zu gewinnen versucht, und Field diese direkt begeistert weiterentwickelt und umsetzt. Fields Zähigkeit zeigt sich darin, dass er nicht aufgibt, selbst nach vier gescheiterten Versuchen nicht, und selbst dann nicht, als die Leute ihn kritisieren und schlecht über ihn reden. Das Projekt wird mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert und durch das mehrfache Scheitern steigen die Kosten immer weiter an. Zusätzliche Schwierigkeiten bereiten die geologischen Gegebenheiten, wie beispielsweise die Tiefe des Ozeans und der damit einhergehende Druck auf das Kabel. Schwierig ist es außerdem ein Schiff zu finden, das groß genug ist, ein zweitausend Meilen langes Kabel zu transportieren. In den sechs Jahren, in denen das Projekt nicht weiter verfolgt wird, entwickelt sich die junge Wissenschaft der Elektrizität sehr stark weiter.
Stilmittel sind rhetorische Figuren in den sprachlichen Kunstformen. Stefan Zweig benutzt viele Stilmittel, um die Beschreibungen besser zu vermitteln. Größtenteils benutzt Zweig Alliterationen, Kontraste, Wiederholungen, Personifikationen, Metaphern und Vergleiche. Zunächst ist das Stilmittel der Alliteration zu nennen, das den gleichen Konsonanten-Klang als Anlaut hat. In diesem Text benutzt Zweig die Alliteration „Späteren des Staunen“ (154) und lenkt somit die Aufmerksamkeit und das Interesse des Lesers auf diese Worte. Außerdem gibt es viele Kontraste, wie beispielsweise „Vielleicht ahnt C.W. Field in der Mitte des Jubels schon die fürchterliche Wahrheit“ (154), wodurch die „fürchterliche Wahrheit“ betont wird. Weiterhin benutzt Zweig Wiederholungen, wie „Weiter, weiter hinaus in die See, ständig, ständig das Kabel hinab hinter dem Kiel.“ (163), womit Zweig einen großen Wert auf „weiter“ und „ ständig“ legt. Personifikation ist eine Technik, die nicht-lebenden Objekten menschliche Eigenschaften gibt. Dies schafft eine fantasievolle und lebendige Stimmung in der Erzählung. Ein Beispiel hierfür ist „Der Draht hat (...) seinen letzten Atemzug getan“. Die besondere Funktion der Metaphern ist es, dem Leser das Verständnis des Konzepts, des Objekts oder des Charakters, die beschrieben werden, zu ermöglichen. Dies wird durch einen Vergleich mit einem Element, das dem Leser vertrauter sein kann, erreicht, wie „die Vermählung des jungen Amerika und der Alten Welt“ (165). Vergleiche werden von Zweig auch sehr oft benutzt und die Funktion der Vergleiche ist, dass die Leser etwas leichter verstehen können, so wie der folgende: „wie seit den Zeiten der Kaiser und Cäsaren kaum ein Sieger von seinem Volke gefeiert wurde“ (171). Hier kann man deutlich sehen, dass diese Sieger schon in alten Zeiten gefeiert wurden. Durch diese Stilmittel begreifen die Leser, was Zweig versucht dem Leser zu vermitteln.
Ich finde, dass das erste Telegraphenkabel durch den Atlantik zwar ein Sternstunde ist, aber ich denke, dass Stefan Zweig zu viele Stilmittel benutzt. Deshalb ist die Erzählung dadurch manchmal überladen. Trotzdem denke ich, dass die Beschreibungen sehr schön zu lesen sind, weil sie dichterisch geschrieben sind und deshalb können die Leser einen schweren historischen Text einfach begreifen.