„Das Leben auf der Reise“ – das Interview mit Jakob Konrath
Diesen Monat haben wir mit dem Koordinator für die PASCH-Schulen in Serbien, Montenegro und Kosovo, Herrn Konrath, gesprochen, der am Goethe Institut Belgrad arbeitet. Herr Konrath erzählte uns, wie seine Karriere begonnen hat und was man braucht, um eine gute und erfolgreiche Karriere zu haben.

Herr Konrath: Als ich ein kleines Kind war, wollte ich Tierarzt werden. Als ich etwas älter war, wollte ich Entwicklungshelfer werden, um den Menschen in den ärmsten Ländern zu helfen. Ich habe mich auch immer sehr für internationale Politik interessiert.
DSCHUNGEL: In welchen Ländern haben Sie gearbeitet und welches hat Ihnen am meisten gefallen?
Herr Konrath: Ich bin im Rahmen eines Austauschjahrs in San Diego, Kalifornien zur Schule gegangen.
Ich habe auch länger in Israel, Indien und Vietnam gearbeitet und jetzt arbeite ich in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien. Mir hat bisher die Zeit in allen Ländern sehr gut gefallen. Ich habe wirklich kein „Lieblingsland“, aber Indien fand ich besonders interessant, weil es ein kulturell und religiös unglaublich vielfältiges, sehr dynamisches und buntes Land ist.
DSCHUNGEL: Wie sind Sie dann in diesen Arbeitsbereich gekommen?
Herr Konrath: Ich habe mich schon immer sehr für andere Länder und Kulturen interessiert. In der 11. Klasse habe ich ein Austauschjahr an einer Schule in den USA gemacht und bei einer amerikanischen Gastfamilie gewohnt, was eine tolle Erfahrung war. Nach meinem Lehramtsstudium in Köln mit den Fächern Deutsch und Englisch habe ich am Goethe Institut in Pune als Deutschlehrer gearbeitet. Danach habe ich mein zweites Staatsexamen an einer Schule in Köln abgeschlossen und parallel dazu eine Zusatzqualifikation für „Deutsch als Fremdsprache“ am Goethe Institut gemacht. Im Anschluss war ich fast zwei Jahre am Goethe Institut in Hanoi, Vietnam tätig. Jetzt arbeite ich seit gut drei Jahren am Goethe Institut Belgrad.
DSCHUNGEL: Macht Ihnen Ihren Job Spaß?
Herr Konrath: Ja, meine Arbeit bereitet mir wirklich sehr viel Spaß. Es ist sehr schön, dass wir im Rahmen von PASCH internationale Projekte organisieren können, bei denen Schüler aus allen Teilen der Welt zusammenkommen, gemeinsam viel Spaß haben und nebenbei auch noch ihre Sprachkenntnisse in der deutschen Sprache verbessern.
Letzten Sommer hatten wir in Istanbul ein sehr großes PASCH-Camp zum Thema „Karawane in die Zukunft“ organisiert, an dem PASCH-Schüler/-innen aus verschiedenen Ländern der Region Südosteuropa (überwiegend aus Ländern „Ex-Jugoslawiens“) teilgenommen haben. Es hat mich besonders gefreut zu sehen, dass durch das Projekt neue Freundschaften zwischen Schülern entstanden sind, deren Länder auf der politischen Ebene zum Teil noch nicht so gute Beziehungen haben. So zeigt sich, dass unsere PASCH-Projekte auch über die Verbesserung der Deutschkenntnisse hinaus etwas bewirken können.
DSCHUNGEL: Wonach streben Sie im Leben? Haben Sie vielleicht ein Motto?
Herr Konrath: Ich denke, dass ich wie die meisten Menschen nach „Glück im Leben“ für mich und andere strebe. Ich habe kein Motto, denke aber für mich, dass man möglichst oft im Zustand des „auf der Reise sein“ sollte, sei es physisch oder auch nur mental, da uns dieser Zustand helfen kann, eine Offenheit für neue Situationen zu bewahren.
DSCHUNGEL: Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten? Welche Hobbys haben Sie?
Herr Konrath: Meine Hobbys sind lesen, vegetarisch kochen (am liebsten indisch und arabisch), Musik hören und ins Kino gehen. Außerdem, wie ich früher gesagt habe, reise ich sehr gerne und viel, am liebsten in Länder, die sehr unterschiedlich sind, weil mich die kulturelle Vielfalt der Welt sehr interessiert.
DSCHUNGEL: Was war das Seltsamste, das Sie gegessen haben?
Herr Konrath: In Vietnam hätte man leicht Hundefleisch, Schlangen, Frösche, Würmer etc. essen können. Da ich Vegetarier bin, habe ich aber nie so wirklich seltsame Dinge gegessen. In Indien gibt es alles in scharf „masala“ also scharfe Bonbons, Obststücke etc. Das fand ich schon seltsam, aber auch interessant.
DSCHUNGEL: Was gefällt Ihnen besonders in Serbien und was finden Sie besser im Vergleich zu Deutschland?
Herr Konrath: Am meisten gefällt mir an Serbien die Gastfreundschaftliche, großzügige und entspannte Art der Menschen. Ich habe das Gefühl, dass die Leute im Alltag nicht so hektisch sind und bei Problemen oft deutlich flexibler und geduldiger agieren. Was mir auch sehr gut gefällt, ist die entspannte Atmosphäre zum Beispiel auf den kleinen Märkten, wo die Leute oft frisches und sehr gutes Obst oder Gemüse aus ihren eigenen Gärten verkaufen. In Deutschland dominieren die großen Supermarktketten, sodass es diese Form der lokalen Märkte leider kaum noch gibt.
DSCHUNGEL: Möchten Sie in Belgrad bleiben, oder haben Sie andere Pläne für die Zukunft?
Herr Konrath: Ja, ich würde in den nächsten Jahren gerne in Belgrad bleiben. Danach werde ich möglicherweise wieder nach Berlin gehen, wobei man ja nie wissen kann, was die Zukunft bringt.
DSCHUNGEL: Schließlich, was würden Sie den Jugendlichen raten, damit sie eine erfolgreiche Karriere haben?
Herr Konrath: Ich würde allen Jugendlichen raten, jede Chance zu nutzen, ihre Fremdsprachen- und Computerkenntnisse zu verbessern und möglichst viel Reise- und interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. Einen längeren Auslandsaufenthalt in einem anderen Kultur- bzw. Sprachraum (vielleicht in Deutschland?) halte ich für besonders wichtig.
Für solch einen Auslandsaufenthalt gibt es heutzutage mehr Möglichkeiten als je zuvor:
So kann man zum Beispiel mit einer Austauschorganisation für ein Jahr ins Ausland gehen. Es gibt aber auch eine Vielzahl von anderen – zum Teil auch kostengünstigen oder sogar bezahlten Möglichkeiten- im Rahmen von internationalen Freiwilligendiensten, „Au-Pair“- Programmen, Praktika, Stipendienprogrammen etc. wichtige Auslandserfahrungen zu sammeln. Ein besonders günstiger Zeitpunkt könnte vielleicht die Zeit direkt nach dem Schulabschluss sein? So kann man durch den Auslandsaufenthalt nochmal erproben, was einen wirklich interessiert. Durch die Zeit im Ausland können sich auch völlig neue Perspektiven ergeben, die man so vorher vielleicht noch gar nicht gesehen hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir ganz nebenbei wichtige Lebenserfahrungen machen:
Wir werden selbstständiger und selbstbewusster und verbessern ganz nebenbei auch noch unsere sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen, welche in der globalisierten Arbeitswelt immer wichtiger werden.
DSCHUNGEL: Herr Konrath, vielen Dank für das Interview und diese nützlichen Ratschläge!
Herr Konrath: Gern geschehen!
Der Beitrag von Jelena Tosic(17), Nis
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks