Munzer Khatab steht in einem kleinen Raum und es herrscht Chaos pur, die Wände sind voller Farben und Haftzetteln, auf denen verschiedene Ideen sind. In der Sitzecke stehen ein paar blaue Stühle, wo er sich auch mal von der ganzen Arbeit ausruhen kann. Munzer ist gerade mal wieder am Telefon, weil er der Bürokratie den Kampf angesagt hat.
Der 23-Jährige hat ein strahlendes Gesicht mit dunklen Haaren, die zum Zopf gebunden wurden. Er ist einfach gekleidet, eine Jeans kombiniert mit einem blauen Pulli. Die Atmosphäre ist sehr locker. Zurzeit arbeitet Munzer in einem „MigrationHub“ für Startups, die Flüchtlingen in Berlin helfen.
Insgesamt bietet der MigrationHub auf einer großen Arbeitsfläche Platz für etwa 20 bis 30 Arbeitsplätze. Es gibt einen großen Meeting-Raum, sowie einen mittelgroßen und einen kleinen Raum. Doch ein kleines Zimmer und ein paar Notizen sind alles, was der Syrer braucht, um ans Ziel zu kommen.
Sein Projekt heißt „Bureaucrazy“ und hat ihn mittlerweile berühmt gemacht. Nicht nur in deutschen, sondern auch in ausländischen Medien wurde sehr oft über die App berichtet. Der 23-Jährige weiß, wie man sich gut selbst vermarktet. Aber Munzer ist nicht immer glücklich mit den Berichten: „Ich mag es in den Medien zu sein, aber nicht als Flüchtling, sondern als jemand, der etwas Wichtiges getan hat“.
Der Name Bureaucrazy ist zufällig entstanden, als Munzer das Wort aussprechen wollte und er es falsch ausgesprochen hat - was sehr witzig war. In der App generell geht es um die Papierarbeit hier in Deutschland, sie hilft den Flüchtlingen in Deutschland auch allein klar zu kommen. Die App soll dem Nutzer erlauben, Formulare in seiner Muttersprache auszufüllen und auf Deutsch auszudrucken und es gibt auch Hinweise zu den benötigten Dokumenten und Behörden, die ein Flüchtling braucht.
Die Idee für die App ist in einer Programmierschule entstanden
Das Programmieren hat Munzer in den letzten Monaten an der ReDi-School gelernt, einer Berliner Programmierschule für Flüchtlinge „Dort ist auch die Idee für die App entstanden“, sagt er.
Wenn der Syrer von seinen Leben erzählt, sieht man die Traurigkeit in seinen Augen, weil er vieles durchlebt hat. Der Krieg in Syrien hat 2011 begonnen und dauert auch heute noch an. Eigentlich kommt Munzer aus der syrischen Stadt Lathakia, aber vor anderthalb Jahren ist er nach Berlin geflohen. Viel will er darüber nicht erzählen, lieber schaut er in die Zukunft.
„Es ist überall hart, aber Deutschland gibt einem die Möglichkeit ein Praktikum zu machen und neu anzufangen“, sagt er. Programmier in Deutschland zu werden, sei nicht schwer, man müsse nur den Willen und das Talent dafür haben.
Von 9 Uhr bis 11 Uhr hat er Deutschunterricht, er kennt sich schon sehr gut mit der deutschen Sprache aus. Danach geht er in sein Büro und arbeitet an der App. Aber mehr über das Projekt will er nicht erzählen, es soll noch ein Geheimnis bleiben. Er lernt auch nicht immer, seine Freunde kommen zu ihm und übernachten dort öfters. So entstehen die neuen Ideen für die App.
"Arbeite hart an deinen Träumen!"
Seine Freunde sind für ihn überhaupt eine große Unterstützung. Seine Pläne für die Zukunft sind, dass er sein Projekt beendet und die deutsche Sprache beherrscht. „Natürlich möchte ich auf eine Universität gehen und meine Fähigkeiten als Programmier verbessern“, erzählt Munzer.
Einen Rat für die jungen Flüchtlinge hat er auch, sie sollten allein im Internet recherchieren, an sich selber arbeiten und ihre Ideen dann auch wirklich umsetzen. Munzer selbst ist jemand, der etwas für die anderen Flüchtlinge tun und ihnen helfen möchte. „Wenn du eine Chance bekommst, nimm sie an! Leb dein Leben, wie als ob es keinen Morgen gäbe und arbeite hart an deinen Träumen!“, findet er.
von Merisa Music und Armin Maric, Gymnasium Bosanska Krupa