Seit September lebe ich in Novi Sad, einer der schönsten Städte des Balkans. Meine Arbeit als Lektor, manchmal nennen mich die Schüler aber auch Professor, besteht hauptsächlich aus Konversationsstunden, Deutschunterricht für die bilingualen Fachlehrer, Betreuung einer deutschsprachigen Theater AG, ab und an Vertretungsstunden für den ein oder anderen Lehrer und eben der Betreuung dieses Blogs. Manchmal organisiere ich Ausflüge für Schülergruppen oder führe mit den Schülern der deutschen bilingualen Klassen Projekte durch und bereitete außerdem die neue deutsche bilinguale Klasse auf ihre Aufnahmeprüfung vor.
Bei den Ausflügen hatte ich viele interessante Begegnungen, so besuchte ich mit Schülern der 4. Klasse ein deutschsprachiges Weihnachtskonzert, machte gemeinsam mit einer anderen kulturweit-Freiwilligen mit der 2. bilingualen Klasse ein Projekt über Donauschwaben, drehte mit einer Gruppe einen deutschsprachigen Imagefilm über die Schule, führte mit der 1. bilingualen Klasse das Projekt „Puls meiner Generation“ in Zusammenarbeit mit einer griechischen Partnerschule und dem Goethe-Institut Zagreb durch und machte an einer Schule in Kragujevac ein Projekt zum Thema „Gastarbeiter“. Im Rahmen des Dschungel-Blogs organisierte ich in Kooperation mit dem Goethe-Institut Schreib- und Videowettbewerbe. Ihr habt mich dabei mit euren kreativen Beiträgen immer wieder überrascht! Besonders erfreulich war es, dass so viele von euren Artikeln auf PASCH-Global, der weltweiten PASCH-Schülerzeitung, veröffentlicht wurden. Der Blog wurde während meiner Zeit in Serbien immer umfangreicher. Waren es anfangs pro Woche 3-4 Stunden, die ich am Blog arbeitete, wurden es am Ende pro Woche 10-13 Stunden wöchentlich.
Meine Zeit in Serbien bestand aber nicht nur aus Arbeit und Dschungel-Blog, sondern auch aus vielen Reisen. Ich war mit auf dem Schüleraustausch in meinem Heimatland Deutschland und lernte eine ganz andere, mir fast unbekannte Region kennen. Mit dem Goethe-Institut besuchte ich ein Seminar über Theaterpädagogik in Zagreb und konnte anschließend ganz viel mit meiner lieben Theatergruppe ausprobieren. Nun zum Ende meines Jahren fuhren wir zum Theaterfestival nach Osijek. Aber auch privat hatte ich Gelegenheit viel von der gesamten Region Südosteuropa zu erkunden. Ich war in Griechenland, Mazedonien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Ungarn und Österreich. In Serbien besuchte ich alle Teile des Landes mehrfach.
Während meines Auslandsjahres habe ich viele interessante Erfahrungen gemacht, sowohl positive, als auch negative Erfahrungen. Ich habe gelernt wie man Menschen motivieren und begeistern kann oder wie man Ausflüge organisiert oder langfristige Projekte, wie z.b. ein Theaterstück einzuüben, umsetzt. Meine Schule lies mir dabei alle Freiheiten, die ich haben wollte, manchmal wurde aber ein bereits fertig geplantes Projekt wenige Tage/Stunden vorher vom Direktor abgesagt. So konnte ich lernen mit Enttäuschungen umzugehen und vor allem diese Enttäuschungen dann an die Schüler zu übermitteln war oft eine sehr sehr schwierige Aufgabe, zu mal die Vermittlung an die Schüler in einer Fremdsprache erfolgte. Ich lernte aber auch eine andere Kultur kennen. Eine viel kommunikativere, lebhaftere und herzlichere Kultur mit nicht so vielen Regeln und Befürchtungen. Mit meiner etwas ruhigeren deutschen Mentalität und einem etwas ausgeprägterem Verständnis von einzuhaltenden Regeln gab es durchaus immer wieder kleinere Konflikte, was das Jahr aber sehr spannend gemacht hat. Gleichzeitig habe ich mich dadurch sicher auch verändert.
Rückblickend kann ich ein Auslandsjahr aber nur empfehlen! Es ist kein verschwendetes Jahr, sondern eine Zeit, in der man sich in allen Lebensbereichen und auf allen Wissensgebieten bildet. Ich danke meiner Schule, dem Gymnasium „Jovan Jovanović Zmaj“, namentlich meinen Betreuern Dragan Vulić an der Schule und Jakob Konrath am Goethe-Institut, für die unglaublich gute Zusammenarbeit und die Unterstützung bei all meinen Projekten. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Schülern und besonders bei meiner Theatergruppe! Die sehr vielfältige Arbeit an der Schule hat mir viel Freude bereitet.
Vincent Reichardt
kulturweit-Freiwilliger am Gymnasium "Jovan Jovanović Zmaj"