
im Spiegelkabinett, umgeben von Weihnachtsdekoration
Hallo liebe Leser*innen,
Ich möchte euch hier von meinen Erfahrungen als Kulturweit-Freiwilliger am Goethe-Institut São Paulo berichten. Im ersten Bericht soll es darum gehen, wie ich mich in der Stadt eingelebt habe. Im zweiten Bericht spreche ich dann von meinen Aufgaben am Goethe-Institut São Paulo.
Als ich das erste Mal davon erfuhr, dass mein Freiwilliges Soziales Jahr in São Paulo stattfinden würde, hatte ich gemischte Gefühle.
Zum einen freute ich mich riesig darüber, Brasilien und die Menschen dort besser kennenzulernen. Denn ich war bereits 2019 für 2 Monate in Brasilien und hatte davor auch schon mehrmals die Möglichkeit verschiedene Länder Südamerikas, darunter Kolumbien und Mexiko, näher kennenzulernen.
Auf der anderen Seite wusste ich nicht so richtig, was ich von der Stadt São Paulo halten sollte. Von Reisen nach São Paulo hatte ich bisher nichts gehört. Das Einzige, das ich über die Stadt wusste, war, dass sie die größte Stadt Südamerikas ist und die Stadt somit extrem voll sein muss. Ich stellte mir vor, dass die Menschen einfach von den riesigen Gebäuden und der Arbeit verschlungen werden würden und in der Freizeit dazu verleitet wären, nur zu konsumieren.

Zugegebenermaßen war es erstmal nicht ganz einfach, in dieser Stadt anzukommen. Das lag insbesondere daran, dass die Stadt wirklich sehr groß ist. Es fiel mir dadurch sehr schwer, mich spontan mit Freund*innen auf einen Kaffee oder zum Essen zu verabreden. Die meisten Menschen arbeiten wirklich viel, so wie ich eben auch. Dazu kommt die Sprache, die ich zwar schon zu Beginn einigermaßen sprechen konnte, doch noch jetzt fällt es mir schwer, einzelne Gesprächsthemen herauszuhören, wenn eine Gruppe von Menschen miteinander oder durcheinander spricht.
Auch jetzt fühle ich mich eher wie ein Reisender als wie ein Bewohner São Paulos. Fünf Monate sind einfach nicht ausreichend, um die Stadt und die Menschen hier intensiv kennenzulernen, sowie die Sprache sehr gut zu beherrschen. Das ist aber auch ok so. Anstatt mir den Druck zu machen, alles kennenzulernen, versuche ich lieber so viel wie möglich an Eindrücken mitzunehmen und zu genießen.
Ich lebe hier einfach die Erfahrung, für wenige Monate in einer großen Stadt zu wohnen und dazu noch auf einer Fremdsprache zu arbeiten. Ich genieße es auch am Wochenende mal zu verreisen oder eine längere Tour auf dem Fahrrad oder per Fuß zu machen. Hin und wieder treffe ich auch Freund*innen oder unternehme etwas mit den Arbeitskolleg*innen. Ich genieße auch alleine unterwegs zu sein. Und wenn ich dann mit Freund*innen etwas unternehme, genieße ich es umso mehr.

Nachdem ich über die schwierige Seite, für wenige Zeit in einer Metropole zu leben, gesprochen habe, kommen wir nun mal zu den wirklich vielen schönen Seiten der Stadt São Paulo. Zu aller erst möchte ich auf den Punkt zurückkommen, den ich ganz am Anfang angesprochen habe. Ich habe ja gedacht, dass die Stadtbewohner*innen São Paulos im Konsum versinken müssten. Da muss ich sagen, gibt es eine Sache, die mich total überrascht hat und wirklich inspiriert. Nämlich, dass Werbung an Großfassaden verboten wurde! Das finde ich so schön! Dadurch, dass in Brasilien und São Paulo insbesondere Graffiti eine wichtige Form der Kunst darstellt, werden diese Wände statt mit Werbung mit Graffiti ausgefüllt.



Etwas anderes Positives, das die Stadt São Paulo zu bieten hat ist das große kulturelle Angebot. Es gibt so viele Veranstaltungen, dass es einem fast schon schwer fallen könnte, sich für eine Veranstaltung zu entscheiden (Ich gehöre zu diesen Menschen und ich bin wirklich froh, dass ich schon jemanden in dieser Stadt kannte und mittlerweile auch noch mehr Menschen kennengelernt habe).
An jedem Wochenende gibt es sicherlich weitaus mehr als 100 Veranstaltungen täglich. Ich spreche dabei von Kunst- und Essensmärkten, Kinovorstellungen, Theaterstücken, Performances, Vorlesungen, Sportveranstaltungen und was einem noch alles einfällt. Ein Freund aus São Paulo hat mir letztens gesagt: Stell dir eine Sache vor, die du machen willst. Die kannst du sicherlich auch in São Paulo machen.
Naja, im Meer baden wird schwierig, aber ansonsten gibt es wirklich alles Mögliche hier in der Stadt. Vom Stöbern auf dem Markt „Mercado Municipal“, über das Riesenrad fahren im Parque Villa-Lobos bis hin zum Karaoke-Singen in der Rua Augusta findet sich hier wirklich eine große Bandbreite an Aktivitäten. Besonders toll: Die vielen, schönen Aussichtspunkte. Ob vom Gebäude, dem Hügel oder der Metrostation, schöne Ausblicksorte finden sich wirklich viele.

Interessant ist die Stadt insbesondere interessant für Menschen, die nicht genug von gutem Essen bekommen können. Die Stadt hat wirklich viele gute Restaurants aus vielen verschiedenen Ländern. So sind nicht nur insbesondere japanische und italienische Restaurants hier zu finden, sondern auch griechische, koreanische, libanesische und bolivianische Restaurants, um nur einige Länder zu nennen.
Die Migration nach São Paulo und insgesamt Brasilien ist wirklich interessant und macht für mich auch besonders den Reiz dieser Stadt aus. Im „Museu da Imigração“, also Museum für Immigration, habe ich letztens etwas Schönes gelesen, und zwar, dass Brasilien gelernt hat mit Unterschieden zu leben. Das fällt mir wirklich jeden Tag hier in São Paulo auf. Menschen können wirklich unterschiedlich sein und werden so akzeptiert, wie sie sind. Menschen sind nicht einfach Einheimische oder Ausländer*innen, sondern erstmal sind sie Teil der Kultur und des alltäglichen Lebens.
Einen positiven Punkt, den ich auf jeden Fall noch anbringen möchte, ist der der Transportmittel. Hier gibt es einige, wirklich saubere Metro-Linien und auch Zug-Linien. Vor allem ist die Metro auch eine super sichere und pünktliche Angelegenheit. Leider reicht die Metro aber nicht bis in die peripheren Gebiete und sogar Randgebiete der Innenstadt. Viele Menschen müssen daher, wenn sie außerhalb des Zentrums wohnen 1-2 Stunden mindestens mit der Metro und dem Bus fahren, sofern sie kein Auto besitzen.

Ich hoffe ihr habt meinen Bericht über São Paulo genossen.
Ich melde mich schon bald mit einem Bericht über meine Aufgaben hier am Goethe-Institut.
Bis bald!
Euer Louis
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